Ein Romaneinstieg, der einem den Atem nimmt

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waschbaerprinzessin Avatar

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Das farbenfrohe Buchcover hat sofort mein Interesse geweckt. Ich bin immer neugierig auf Literatur aus Ländern, über die ich bisher wenig weiß und aus denen ich noch nicht viele Bücher gelesen habe, und Brasilien zählt definitiv dazu. Das Versprechen starker Protagonistinnen in der Beschreibung lässt das Buch in jeder Hinsicht als Lesestoff nach meinem Geschmack erscheinen. Die Leseprobe hat mich schließlich vollkommen davon überzeugt, dass ich "Die Stimme meiner Schwester" unbedingt lesen muss.

Ich habe die komplette Leseprobe mit angehaltenem Atem verschlungen. Itamar Vieira Junior kommt ohne lange Vorrede zur Sache, bereits auf den ersten Seiten geschieht der tragische Unfall und die unschuldige Schatzsuche neugieriger Kinder im eigenen Haus endet blutüberströmt im Krankenhaus. Der Autor schildert die Szene so lebendig, dass ich furchtbar mit den Kindern und ihren Eltern mitgelitten habe. Besonders spannend finde ich, wie er damit spielt, dass nicht klar ist, welche der beiden Schwestern ihre Zunge verloren hat - die Erzählerin oder ihre Schwester. Ich bin sehr gespannt darauf, wie lange Vieira Junior es schafft, die Lesenden darüber im Unklaren zu lassen und wie sich das Leben der beiden Schwestern und ihre Beziehung zueinander entwickeln werden. Zudem finde ich es sehr interessant, mehr über das Leben der Nachkommen ehemaliger Sklav*innen zu erfahren und der Frage nachzugehen, wie frei sie tatsächlich leben können. Dass der Autor sich wissenschaftlich damit beschäftigt hat, verspricht, dass sein Roman der Lebensrealität diese Menschen sehr nahe kommt.