Eindringlich erzählt

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meike Avatar

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In „Die Stimme meiner Schwester“ begleitet man die Schwestern Bibiana und Belonísia auf ihrem Lebensweg. Die beiden sind mittellose Schwarze und wachsen kurz nach dem Ende der Sklaverei auf einer brasilianischen Fazenda auf. Nach einem tragischen Unfall verliert eine der beiden Schwestern in der Kindheit ihre Zunge, woraufhin sie ihr Leben lang stumm bleibt.

Die Geschichte ist in drei Teile geteilt: Zunächst taucht man ins Leben der einen und im Anschluss in das der anderen Schwester ein, während der dritte Teil das Leben und die Vergangenheit der Familie aus einer Außensicht erzählt. Der Schreibstil hat mir sehr gut gefallen und ich habe mit den Charakteren mitgefiebert und gelitten. Ich hatte das Gefühl, einen authentischen Einblick in die Lebensumstände und die Glaubensgrundsätze dieser brasilianischen Arbeiterfamilien, in ihren Arbeitsalltag und das Leben in der Gemeinschaft zu erhalten. Auch die Einbindung des Kampfes für Gerechtigkeit und die Darstellung der alles überschattenden Machtlosigkeit gegenüber der Unterdrückung von Rechten haben das Buch für mich sehr lesenswert gemacht.

Leider kam für mich die Verbindung der beiden Schwestern zueinander ein wenig zu kurz, hier hätte ich mir etwas mehr Tiefe gewünscht. Dafür gab es an anderen Stellen ein paar Längen, durch die ich mich hindurchkämpfen musste.

Alles in allem ist Itama Vieira Junior hier jedoch ein tolles Werk gelungen, in dem eine wichtige Thematik eindringlich und mit authentischen Charakteren erzählt wird. Das Cover hat mich ebenfalls sehr angesprochen. Ich kann das Buch nur weiterempfehlen!