Fremde Welt

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lefra Avatar

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Geschichte und fremde Kulturen kennenlernen – so die Intention, als ich „Die Stimme meiner Schwester“ von Itamar Vieira Junior zu lesen begonnen habe.

Beim Spielen finden Bibiana und Belonísia unter dem Bett ihrer Großmutter einen alten Koffer, darin eingewickelt ein großes Messer. Im Rausch dieser Entdeckung ereignet sich ein tragischer Unfall: Eine der Schwestern verliert ihre Zunge, die andere ersetzt fortan ihre Stimme.
Noch in der Mitte des 20. Jahrhunderts spricht Großmutter Donana mit den Toten, der Vater ist ein angesehener Geistheiler. Dieser Welt stellt sich Bibiana entgegen, als sie mit ihrem Geliebten das Dorf verlässt, und Belonísia, indem sie sich gegen die Schläge des ihr zugewiesenen Mannes wehrt.

Zugegeben, war es für mich zunächst schwierig in den Roman zu finden. Einige Längen zwischendrin machten es mir teils schwer am Ball zu bleiben, ABER dran bleiben lohnt sich.

Die Entwicklung und das Erwachsenwerden der Schwestern zu verfolgen, in einer Welt, die einem als Deutsche sehr fremd erscheint, ist spannend. Die untergeordnete Rolle der Frau innerhalb der Gemeinschaft und auch deren Beziehung zum männlichen Geschlecht, zwingt die beiden recht verschiedenen Schwestern dazu, mit Konventionen zu brechen und ihren eigenen Weg zu finden.

Die Schilderungen der Dorfgemeinschaft, des Glaubens, der Landarbeit und der Natur, in denen die Protagonisten zu Hause sind, sind in einer wunderschönen Sprache beschrieben. Es zeichnen sich sofort Bilder vor dem inneren Auge.

Insgesamt eine Geschichte, die mich berührt hat und mir die Tür einen winzig kleinen Spalt breit zu einer „anderen“ Welt öffnen konnte.