Elektronischer Albtraum

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pennys little bookcorner Avatar

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Unser Leben wird immer smarter. Freundliche KI’s wie Alexa & Co übernehmen immer mehr Aufgaben für uns, um uns zu unterstützen. Aber was, wenn sie gar nicht so freundlich sind? Wenn sie nicht mehr nur unsere Gewohnheiten kennen, sondern auch unsere dunkelsten Geheimnisse? Und was, wenn sie dieses Wissen gegen uns einsetzen?
So ergeht es Jo, die keine große Freundin von HomeAssistants ist. Da sie aber vorübergehend bei ihrer Freundin einziehen muss, ist sie plötzlich umgeben von den Geräten, die ihr eigentlich das Leben leichter machen sollen, sie dann aber mit einem Erlebnis aus ihrer Vergangenheit erpressen.
Jo weiß lange nicht, ob sie den Verstand verliert, ob die KI’s tatsächlich ein Eigenleben entwickeln, oder ob alles nur fingiert ist von jemandem, der es auf sie abgesehen hat.

Und ich wusste lange Zeit nicht, was ich von der Story halten soll. Ich habe mich die erste Hälfte des Buchs schwer damit getan, besonders weil mir der Schreibstil gar nicht zugesagt hat. Die Sätze sind unheimlich kurz, bestehen oft nur aus einem einzigen Wort und sind eine endlose Aneinanderreihung von Umschreibungen für ein und dieselbe Sache. Das war anstrengend zu lesen und hat mich doch sehr genervt. Glücklicherweise wurde das in der zweiten Buchhälfte besser und die Sätze etwas länger.
Auch wie Jo mit ihrem Geheimnis und der Erpressung durch die HomeAssistants umgegangen ist, fand ich unglaubwürdig und unlogisch. Angst vor dem Gefängnis kann ich vielleicht noch nachvollziehen, obwohl ich sagen muss, sobald Menschenleben auf dem Spiel stehen, sollte es doch keine Frage mehr sein, was zu tun ist. Aber dass sie Angst hatte aus der Wohnung geworfen zu werden und deshalb nicht gehandelt hat, fand ich einfach nur absurd.

Aber natürlich gibt es auch positive Aspekte!
Die Spannung nahm für mich immer mehr zu, lange Zeit wurde ich - genau wie Jo - im Unklaren darüber gelassen, ob sie den Verstand verliert, oder ein echter Mensch hinter all dem steckt. Immer wieder hat der Autor es geschafft, falsche Fährten zu legen, nur um sie ein paar Seiten weiter wieder über den Haufen zu schmeißen.
Auch die Charaktere haben mir gefallen. Obwohl man eigentlich nicht soviel Hintergrundwissen zu den einzelnen Figuren erhält, hat man sich doch ein klares Bild von ihnen machen können und konnte ihnen Sympathie oder eben auch Antipathie schenken.
Das Ende war etwas durchwachsen und hat mich ein wenig unbefriedigt zurückgelassen, aber es war schön, dass ich lange nicht sicher war, worauf das Ganze hinausläuft.

Insgesamt ein durchaus spannendes Buch, mit gewöhnungsbedürftigem Schreibstil.
Ich würde es jemandem empfehlen, der nicht viele Thriller liest und gerne mal einen Ausflug in dieses Genre wagen möchte. Die Story ist in einer Zeit, in der immer mehr Alexa’s bei uns einziehen, hochaktuell und regt durchaus zum Nachdenken an, ob man tatsächlich alles in technische Hand geben möchte und sollte.