genialer Psychothriller

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ger6892daerger Avatar

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Das Cover dieses Romans ist für mich sehr ansprechend und interessant. Es zeigt eine Art Bullauge in einem irisierenden Eisblau/Silber, in dem der Titel in Schwarz steht. Dahinter sehen wir den Schatten einer Frauengestalt.
Zum Inhalt: Josephine Ferguson, genannt Jo, ist 33 Jahre, geschieden und arbeitet als Journalistin. Im Moment ist ihr Einkommen eher gering, sie findet Unterschlupf bei ihrer besten Freundin Tabitha in einem noblen Stadtteil Nordlondons. Ihre Wohnung ist technisch auf dem neuesten Stand, sie hat alle möglichen Arten von Home Assistants, die für Heizung, Licht und alle anderen Dinge automatisch sorgen. Das Hauptgerät ist Electra, eine modernere Form unserer Alexa. Jo fühlt sich einsam. Als sie gerade dabei ist, sich bei einer Datingapp anzumelden, spricht plötzlich Electra zu ihr, ohne dazu aufgefordert zu sein. Sie sagt zu ihr, dass sie alles über Jo weiß, auch was sie früher getan hat. Jo fühlt sich schuldig am Tod eines jungen Mannes, dem sie mit Tabitha bei einem Rockkonzert eine unbekannte Droge gegeben hat und der darauf stirbt. Woher kann Electra das wissen? Sie und Tabitha haben einander geschworen, über diese Sache absolutes Stillschweigen zu bewahren. Hat sich Jo diese Stimme nur eingebildet? Ihr Vater hatte Depressionen und litt an Schizophrenie, er hat sich umgebracht. Bei ihm fing die Krankheit damit an, dass er plötzlich Stimmen gehört hat. Hat Jo diese Veranlagung eventuell geerbt oder steckt jemand anders dahinter? Die Stimme geht soweit, dass sie Jo dringend empfiehlt, sich auch umzubringen.
Langsam aber sicher wird Jo in den beginnenden Wahnsinn getrieben. Alle ihre Freunde sagen sich von ihr los, weil sie ihnen angeblich verletzende Mails geschrieben hat. Selbst bei ihrer besten Freundin Tabitha hat Jo den Verdacht, dass sie und ihr Freund Arlo, der die Technik besorgt hatte, hinter dem Ganzen stecken. Oder ist es ihr Exmann Simon, der die Technik eingerichtet hat und dessen Frau Polly immer noch eifersüchtig auf Jo ist?
Es entwickelt sich ein raffiniertes, psychologisches Verwirrspiel, das zum großen Teil aus Jos Perspektive in der Ich-Form geschrieben ist. Der Leser leidet mit Jo und kann ihre wachsende Verzweiflung sehr gut nachvollziehen. Tremayne schafft es hervorragend, den Leser zu fesseln bis zum furiosen Ende. Man bleibt etwas nachdenklich zurück, werden wir wirklich irgendwann von diesen Apparaten beherrscht und wie weit geht die Entwicklung von künstlicher Intelligenz noch?
Fazit: Ein sehr interessanter, lesenswerter Psychothriller, der ohne viel Blut auskommt!