Persönliche Reise

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Marie Luise Ritter erzählt in „Die Suche nach Zuhause“ sehr persönlich und einfühlsam von einem zentralen Gefühl unserer Zeit: dem Wunsch, anzukommen – im Innen wie im Außen. Bereits im Leseauszug wird deutlich, dass das Buch zwischen Autobiografie und Zeitdiagnose balanciert. Ritter beschreibt biografische Stationen, Kindheitserinnerungen und Identitätsfragen, die viele Leser*innen nachvollziehen können – etwa das Aufwachsen in der ostdeutschen Provinz oder die Unsicherheit junger Erwachsener im städtischen Leben.

Ihr Stil ist zugänglich, emotional und oft bildhaft, dabei aber nie kitschig. Die Autorin schreibt in einem Ton, der Nähe schafft und zum Mitfühlen einlädt. Themen wie psychische Gesundheit, Selbstfindung und soziale Prägung fließen organisch in die Erzählung ein, was dem Text Tiefe verleiht, ohne belehrend zu wirken.

Was besonders auffällt: Ritter gelingt es, „Zuhause“ nicht nur als Ort zu beschreiben, sondern als komplexes Gefühl – ein Geflecht aus Beziehungen, Erinnerungen, Sprache und Selbstverständnis. Dabei bleibt sie immer reflektiert und sucht nach Antworten, ohne einfache Lösungen zu präsentieren.

Insgesamt hinterlässt der Text einen nachdenklichen und zugleich ermutigenden Eindruck. Ich würde das Buch gern weiterlesen – nicht nur, weil es Einblick in eine individuelle Biografie gibt, sondern weil es viele Fragen aufwirft, die uns kollektiv beschäftigen.