Ein Ort in mir

Dies ist ein stilles, nachdenkliches Buch, das mich auf eine ganz eigene Art abgeholt hat. Marie Luise Ritter schreibt ehrlich, reflektiert und mit viel Gefühl über das Thema Heimat – nicht als festen Ort, sondern als etwas, das sich im Inneren abspielt. Es geht um Zugehörigkeit, Identität, Kindheit, Familie, aber auch um das Gefühl, nirgendwo so richtig anzukommen.

Was mich besonders angesprochen hat, ist der Ton. Er war ruhig, klar und irgendwie vertraut. Es fühlt sich an, als würde man beim Lesen durch Gedanken spazieren, die man so oder ähnlich selbst schon hatte – nur hat sie jemand anders in Worte gefasst. Die Autorin ist dabei sehr nahbar und zeigt auch ihre Unsicherheiten, was das Ganze umso glaubwürdiger macht.

Ein paar Stellen hätten für mich konkreter sein dürfen, aber das hat mein Leseerlebnis nicht wesentlich getrübt. Im Gegenteil: Ich habe oft innegehalten und einzelne Passagen mehrmals gelesen, weil sie so treffend waren.

Die Suche nach Zuhause ist kein Buch, das Antworten liefert, eher eins, das Fragen aufwirft, Gedanken anstößt und Raum für eigene Reflexion lässt. Es ist leise, aber wirkt lange nach. Für alle, die sich manchmal zwischen Orten, Phasen oder Erwartungen verlieren, ist es ein tröstlicher Begleiter. Ich vergebe 4 von 5 Sternen und nehme aus dem Buch viel mit – auch wenn ich noch nicht weiß, wohin genau.