Die Klaviatur einer Familienchronik
Drei Generationen - drei Frauen. Eine polnische Großmutter (Lyudmila), die 1942 von Polen in den Libanon flieht und dort als Naturwissenschaftlerin Karriere macht. Ihre Tochter (Daria) wiederum geht nach München und wird Ärztin und dann ist da noch Lucy, die Informatik in Berlin studiert und von der Lieferung eines Flügels in ihre WG überrascht wird. Als Absender wird die polnische Adresse der Großmutter benannt. Lucy nimmt den Faden der unterbrochenen Familienchronik auf und reist nach Sopot (Polen). In einzelne Kapitel gegliedert widmet sich der Roman von Paola Lopez einer Spurensuche und pendelt zwischen Sopot, Beirut und München und in sorgfältig erzählten Szenen nähert sich der Roman an mögliche Erklärungen für die Fluchten und die teilweise empfundenen Gefühlskälten der drei Frauen. Alle drei Frauen leben in intellektuellen Arbeitsfeldern, bleiben aber emotional eingeschränkt. Es braucht viel Geduld beim lesen, bis sich die Unversöhnlichkeit der Frauen untereinander erhellt und neue Perspektiven und Einblicke zum gegenseitige Verständnis beitragen. Alle drei Frauen in ihren jeweiligen Lebensphasen sind von Liebesmangel oder erdrückender Liebe geprägt und ein Vorzug des Romans ist es, wie langsam immer deutlicher hinter die Vorhänge geblickt werden kann. Die Summe unserer Teile ist wie ein wild durchgeschütteltes Puzzle und erst das Zusammenfügen ergibt ein schlüssiges Bild. An manchen Stellen bleibt es jedoch auch eher ein Fragment, weil mir einige Puzzlesteine in den Biografien fehlen. Dennoch lesenswert, auch wenn es mich nicht nachhaltig beeindruckt hat.