Drei Frauen, drei Generationen, eine bewegende Geschichte

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chris9081 Avatar

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Paola Lopez’ Debütroman „Die Summe unserer Teile“ hat mich tief berührt und zum Nachdenken angeregt. Es ist eine Geschichte über drei Frauen, die in unterschiedlichen Zeiten und Ländern leben, aber durch die Wissenschaft und ihre gegenseitigen Beziehungen miteinander verbunden sind. Die Erzählung zieht sich über drei Generationen – von der Großmutter, die als Chemikerin im Libanon arbeitet, über die Mutter, die Medizinerin wird, bis hin zur Tochter Lucy, einer Informatikstudentin in Deutschland.

Die ruhige Erzählweise hat mir gefallen, da sie eine intime und einfühlsame Atmosphäre schafft. Besonders die Konflikte und Missverständnisse zwischen Mutter und Tochter sind sehr gut dargestellt – die ständige Spannung zwischen Nähe und Distanz, Liebe und Unverständnis. Man spürt die tief verwurzelten, unausgesprochenen Emotionen, die über Generationen hinweg bestehen und die Beziehungen belasten. Die Sprache der Autorin ist präzise und sehr poetisch, was der Geschichte noch mehr Tiefe verleiht. Die Zeitsprünge und die verschiedenen Perspektiven haben mich nicht gestört – sie haben eher dazu beigetragen, die Komplexität der Figuren und ihrer Geschichte besser zu verstehen.

Was mich jedoch etwas zurückließ, war das Gefühl, dass Lucy als Figur nicht ganz so greifbar und tiefgehend war, wie ich es mir gewünscht hätte. Ihr schwieriges Verhältnis zu ihrer Mutter und die damit verbundenen Konflikte sind nachvollziehbar, aber nicht immer so klar und verständlich dargestellt, wie sie es meiner Meinung nach hätten sein können. Ebenso war die Figur von Wladek für mich eher nebensächlich und hat keine große Bedeutung für die zentrale Handlung gehabt.

Trotzdem ist „Die Summe unserer Teile“ ein überzeugendes Debüt, das durch seine leise, aber eindringliche Erzählweise besticht. Die komplexen Beziehungen zwischen den Frauen und ihre individuelle Reise auf der Suche nach Verständnis und Versöhnung sind gut gelungen. Wer sich für Familiengeschichten interessiert, die leise, aber tiefgründig sind, dem kann ich dieses Buch sehr empfehlen. Ein Buch, das zum Nachdenken anregt und sich besonders gut für ruhige Leseabende eignet.