Trotz inhaltlich übertrieben lockerem Schreibstil ansprechend - aber es wird gegendert.

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viv29 Avatar

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Ich hätte beim Lesen des Klappentexts fast wieder weggeklickt. Schlichtweg, weil nun auch noch Ornithologie einen feministischen Anstrich bekommen hat. Anscheinend kann man jetzt kein Thema mehr betrachten, ohne krampfthaft etwas Feministisches draufzupropfen - sehr albern.

Aber ich mag die Kosmosbücher, ich finde Vögel interessant und merke bei Wanderungen mit einer Freundin, die sich da viel besser auskennt, immer wieder, welche interessanten Tiere es sind und wie viel es da zu wissen gibt. Also rein in die Leseprobe, in der Hoffnung, daß es dann auch um Vögel geht und man nicht im Gendern und irgendwelchen feministischen Bemerkungen erstickt, die mit dem Thema Ornithologie überhaupt nichts zu tun haben.

Ich war vom Anfang angenehm überrascht. Die optische Gestaltung gefällt mir, das Inhaltsverzeichnis ist durch die Farben sehr ansprechend. Die Zeichnungen später im Buch sind nicht ganz mein Geschmack, lockern aber den Text auf.

Die Widmung "Den Riesenalken, in der Hoffnung, dass ihre Ausrottung uns eine Warnung ist" ließ mich mit einem Kloß im Hals stocken - wir Menschen haben so viele Tierarten ausgerottet und gehen so scheußlich mit den verbliebenen um. Das kann man nicht oft genug anprangern und man kann auch nicht oft genug darüber informieren, was Tiere alles können und fühlen. Riesenalken habe ich sofort gegooglet und schon etwas gelernt. Das Buch brachte mich also gleich zum Nachdenken - und das noch vor dem eigentlichen Text. Das hat mir gefallen. Sehr gefallen.

Dann der Text - auch der gefiel mir zunächst. Wir sind gleich mittendrin in lebendigen Eindrücken und auch die Anmerkungen, daß wir Vögel kaum wahrnehmen, fand ich zutreffend und zum Nachdenken anregend. Der bemüht flapsig-lockere Stil war etwas albern, aber es ist ja momentan Trend, in Sachbüchern ganz angestrengt zu zeigen, wie unglaublich locker man doch ist. "Cool", "uncool", "supercool" - ein etwas eingeschränkes Wortspektrum ... Trotzdem gefiel mir der Text mit seinen farbigen Eindrücken und der persönlichen Erzählweise relativ gut - jedenfalls bis oben auf Seite 11. Es wird also wirklich gegendert :-(. Anscheinend ist es beim Kosmos-Verlag noch nicht angekommen, daß der Großteil der Bevölkerung gegen das Gendern ist.
Dann wird's auch noch wieder verkrampft cool im Stil - nein, das ist gar nicht "yeah, mega", sondern albern. Und direkt danach wird der Text wieder informativ und schöne Fotos erfreuen die Leser.

Also - ein sehr gemischter Eindruck. Der Inhalt interessiert mich, aber ich könnte mir vorstellen, daß der "schaut mal, wie hip und cool ich bin"-Schreibstil mir auf Dauer zu sehr auf die Nerven geht. Trotzdem war ich willens, es auszuprobieren, aber dann kam eine Überschrift, in der wieder gegendert wurde. Und nein, über einen lockeren Schreibstil kann ich hinwegsehen, aber einen Text voller grammatikalisch falscher Wortkonstruktionen kann ich einfach nicht lesen. Schade. Ohne das Gendern hätte ich das Buch gerne kennengelernt.