Wenig Sonnenschein und viel Regen
Wenig Sonnenschein und viel Regen. So zumindest die Grundstimmung des Buches. Karissa Chen's Erstling "Die Tage nach dem Pflaumenregen" spannt ein weites, historisches Panorama, um darauf die Geschichte einer sehnsüchtig-unerfüllten Liebe auszubreiten. Die Geschichte reicht von 1938 bis 2008 und entwickelt ihre Handlung über zwei Kontinente hinweg - China, Taiwan und USA. Einen Hintergrund bildet der chinesisch-japanische Krieg, der Kampf der Nationalisten gegen Maos Kommunisten, die Flucht nach Taiwan und schließlich über den großen Teich nach LA. Ein schwieriges Terrain also für eine unkomplizierte Liebesgeschichte, die sich zwischen Suchi und dem Shanghaier Nachbarsjungen Haiwen anbahnt. Erste zarte Begegnungen zwischen den beiden finden bald ihr Ende, als Haiwen sich entschließt, sich tatt seines Bruders bei der Armee zu melden. Die Wege trennen sich über Jahrzehnte hinweg... bis es schließlich zu einem erneuten Zusammentreffen der mittlerweile über Siebzigjährigen kommt. Eigentlich sehr nett geschreiben; wobei es den Lesefluss ein wenig stört, dass dieselben Personen je nach Kontext immer wieder anders benannt werden, das verwirrt etwas, weil wir in unserem Kulturraum neben dem eigentlichen Namen ja höchstens noch einen Kose- oder Spitznamen haben. Die Zeitensprünge hingegen sind gut nachvollziehbar und erzählen, wie das Leben der beiden Protagonist:innen voranschreitet. Der persönliche Familienhintergrund der Autorin hilft beim Verständnis der Geschichte, war dieser doch auch eine zentrale Schreibmotivation. So versucht die Autorin Geschichte, Familiengeschichte und Liebesgeschichte zu einem konsistenten Ganzen zu vereinen - und genau darin entlarvt sich der etwas überambitionierte Erstling. Gleichwohl: Gute Unterhaltung und neues / erneuertes Geschichtswissen.