Bedrückend

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern
mandel61118 Avatar

Von

In diesem Buch geht es um die Salpetrière, eine Nervenheilanstalt für Frauen in Paris Ende des neunzehnten Jahrhunderts. Im Mittelpunkt steht das Dasein zweier Insassinnen, Louise und Eugénie, und der Wärterin Géneviève. Die Frauen haben einen tristen Alltag, bereiten sich aber auf den Höhepunkt ihres Jahres vor, einem Ball, bei dem Patientinnen und die sensationsgierige Pariser Bevölkerung zusammentreffen.

Der Roman ist in einer leichten, flüssigen Sprache geschrieben, die das doch recht deprimierende Geschehen auflockert. Sehr realistisch wird beschrieben, wie kalt und rücksichtslos man in dieser Zeit mit vermeintlich psychisch Kranken umging und wie aussichtslos deren Leben war. Die Autorin hat die Hintergründe gut recherchiert und lässt berühmte Ärzte dieser Zeit auftreten, zum Beispiel den Neurologen Charcot. Bei der Schilderung der damaligen unmenschlichen Behandlungsmethoden läuft es einem eiskalt den Rücken herunter, umso eindrucksvoller und realistischer liest sich das Buch.

Die betroffenen Frauen sind sehr lebensecht dargestellt; es ist traurig zu lesen, wie schnell Frauen damals in den Ruf kamen, „verrückt“ zu sein.
Das Buch macht einen betroffenen und froh, in einer offeneren Zeit zu leben. Es hat mit sehr gefallen, in eine Thematik einzutauchen, von der ich nicht viel wusste.