Bedrückend und beeindruckend

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lialuna Avatar

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Das Cover dieses Buches mutet federleicht und fröhlich an, doch die Geschichte ist es keineswegs.
Der Roman spielt in Paris Ende des 19.Jahrhunderts. Insbesondere für Frauen war dies keine leichte Zeit. Bereits ein geringes Abweichen von der Norm konnte dazu führen von Vater oder Ehemann in die Salpêtrière, eine berühmt-berüchtigte Nervenheilanstalt, eingewiesen zu werden.
Dort vegetieren die Frauen vor sich hin oder werden vom führenden Neurologen Jean-Martin Charcot in wöchentlichen Vorlesungen einem breiten Publikum vorgeführt. Der Arzt ist sich sicher, dass die Frauen an Hysterie leiden, einem Oberbegriff unter dem ein breites Spektrum an Krankheiten zusammengefasst wird. Mit Rausmitteln und Hypnose löst er - zu Forschungszwecken- Symptome der Erkrankung aus und ganz Paris sieht zu. Einmal im Jahr findet sogar ein Ball statt, wo die Hysterikerinnen einem noch breiteren Publikum präsentiert werden. Dieser wahre Gesichte ist bedrückend und ein guter Stoff um darüber einen Roman zu schreiben.

Victoria Mas erzählt beispielhaft das Schicksal zweier Frauen in der Nervenheilanstalt. Louise, die gerne der neue "Star" in den Aufführungen des Doktors wäre und Eugénie, ein Mädchen aus gutem Hause, das in der Salpêtrière landet, weil es mit den Geistern der Toten reden kann.
Eugénies Geister nehmen für meinen Geschmack zu viel Raum im Roman ein. Dieses übernatürliche Elemente hätte es nicht gebraucht. Ein guter Roman mit einem wahren historischen Hintergrund wird so teilweise ins Absurde geführt.
Dennoch ein beeindruckendes Buch, dass mein Interesse an diesem Kapitel der französischen Geschichte geweckt hat.