Bedrückende Innenansichten aus einer der berühmtesten psychiatrischen Anstalten des 19. Jahrhunderts

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babsyz Avatar

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Im Jahr 1885 wird die junge, intelligente und vor allem sehr unangepasste Eugénie, Tochter aus gutem Hause, aufgrund einer außergewöhnlichen Gabe von ihrem eigenen Vater in die Salpêtrière eingeliefert, die wohl bekannte psychiatrische Anstalt Europas. Hier werden die „Irren“, die „Hysterikerin“ oder einfach nur unbequeme Frauen entsorgt oder einfach nur zum Schweigen gebracht.

Victoria Mas erzählt von den unterschiedlichen Frauen, die es hierhin verschlagen hat: da ist Louise, die fest daran glaubt, durch die Hochzeit mit einem jungen Arzt diesem Ort bald entfliehen zu können; Therese, die fast ihr ganzes Leben in der Anstalt verbracht hat und sich ein Leben außerhalb dieser Mauern nicht mehr vorstellen kann und da ist Genévieve, die Oberschwester, deren Welt durch die Begegnung mit der jungen Eugénie komplett auf den Kopf gestellt wird.

Und da sind die Ärzte, allen voran der berühmte Jean-Martin Charcot, denen es in erster Linie um den eigenen Ruhm geht und weniger um die Heilung der Frauen. So werden diese allwöchentliche vor Publikum zur Schau gestellt, mit Hypnose zu Anfällen getrieben und mit fragwürdigen Mitteln wieder zur Ruhe gebracht.

Der Höhepunkt aber ist der alljährlich stattfindende Ball der Verrückten, dem die Patientinnen der Anstalt entgegenfiebern und bei dem die Pariser Oberschicht sich dem Nervenkitzel hingibt, die „Verrückten“ wie Tiere im Zoo zu begaffen.

Gekonnt verwebt Mas Fiktion mit wahren Begebenheiten und schafft es dabei mit einer bewundernswerten Leichtigkeit, dieses schwere Thema unterhaltsam und fesselnd zu vermitteln.

Ein absolut lesenswerter, zum Nachdenken anregender, berührender Roman.