Die Bedeutung von Freiheit

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katma Avatar

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Der Roman spielt Ende des 19. Jh, in der Mitte der 1880er Jahre und basiert auf wahren Begebenheiten, denn die Salpêtrière ist heute ein Teil der Sorbonne und den Ball zu Ehren von Mittfasten, bei dem die Nervenkranken in Karnevallskostüme gesteckt und der Pariser Öffentlichkeit vorgeführt wurden, gab es ebenfalls. Davon ausgehend, fällt es nicht schwer, auch an die Schicksale der Frauen zu glauben, die von ihren Familien verstoßen wurden um sie den Gegebenheiten der riesigen Pariser Klinik wehrlos auszuliefern.
Von dem Moment an, da Eugenie, eine junge Frau mit freiem Wesen und wachem Verstand, die nicht ganz den Vorstellungen der feinen Gesellschaft entspricht, in die Salpetriere eingeliefert wird, mag man das Buch gar nicht mehr aus der Hand legen. Zunächst ganz langsam, dann immer schneller beginnen sich die Dinge zu verändern. Die Autorin hat starke Frauencharaktere erschaffen, die sich im Laufe der Handlung weiterentwickeln. Und sie vermittelt eindringliche Bilder, egal ob es das Grauen in der Isolation oder die Angst vor Gewalt ist; die Ohnmächtigkeit gegenüber den Männern oder aber auch das Gefühl der Geborgenheit und Sicherheit und die Stärke aus Zusammenhalt. Denn nicht alles ist schlecht und beängstigend in der Irrenanstalt, das Leben mancher Frauen ist innerhalb der Mauern sicherer als außerhalb.

Das einzige, was man dem Buch vorwerfen könnte, ist, dass es kurz ist. Aber auf den nur 235 Seiten unterhält es sehr gut, regt zum Nachdenken an. Über die Unterdrückung der Frauen, über Glauben und Schicksal, Freundschaft und nicht zuletzt die eigene Kraft.