Die Rolle der Frau im Wandel der Zeit

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Überraschend, anders, klare Leseempfehlung!
Der erste Blick auf das Cover hat mich eingefangen. Die frischen gefälligen Farben, die Leichtigkeit des Bildes. Dieser erste Eindruck, der mich in der Buchhandlung bewogen hätte das Buch in die Hand zu nehmen, hat sich mit der Leseprobe bestätigt. Das Buch führt den Leser in die Welt von Eugénie ein: als Tochter einer wohlhabenden Pariser Familie, um die Jahrhundertwende, ist Ihre Rolle ähnlich wie die Ihrer Mutter eher dekorativer Natur. Der Vater, ein Notar, Patriarch und vor allen Dingen Vater eines Sohnes- Théophile. Die Männer dieser Zeit repräsentieren die Familie, es wird auf Umgang und politische Einstellung geachtet, auf Ausbildung und den Eindruck, der nach Außen vermittelt wird. Man ist Vorbild, auf keinen Fall auffällig oder anderes. In dieser Welt fühlt sich Eugénie nicht wohl. Dies zeigt sie durch eine subtile Auflehnung gegen den Vater. Ihr Wunsch ist es "gesehen" werden. Sie fühlt sich anders, sie ist anders. Mit einer Leichtigkeit erfährt man von Ihrer Gabe- oder Ihrem Fluch. Sie sieht seit ihrem 12 Lebensjahr Verstorbene. Als dies das erste Mal geschah- mit dem Geist ihres Großvaters- wurde Eugénie eines bewusst, Andersartigkeit führt sie in der Familie Cléry nur zum Ende Ihrer Freiheit. So verbirgt sie ihre Andersartigkeit vor allen und wünscht sich nur eines, die geistige Freiheit.
Zwei weitere starke Frauenrollen, die von Louise und Geneviève, umrahmen die Geschichte Eugénies. Sie erklären das Bedürfnis nach Anerkennung, nach Liebe und dem Wunsch "gesehen" zu werden.
Diese Geschichte ist mit einer Leichtigkeit geschrieben, die die Schwere der eigentlichen Thematik komplett überdeckt. Ich kann mich nicht erinnern in den letzten Jahren ein so ausgesprochen überraschendes und doch ernsthaftes Buch gelesen zu haben. Der Leser wird in die Geschichte hineingezogen, die Zeit steht still, bis man an der letzten Seite angelangt ist und das Buch zur Seite legt.
Ich bedanke mich für die Bereitstellung eines Rezensionsexpemplars.