Die Tanzenden

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canyouseeme Avatar

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"Die Tanzenden" wirkt durch die Covergestaltung zunächst wie ein eher leichter, freudiger und sorgenloser Roman. Mit Blick auf den Klappentext wird aber schnell der Schauplatz dieser Geschichte klar: Die Salpêtrière, eine Psychiatrie in Paris, im Jahr 1885.
Der Schreibstil der Autorin ist sanft, fast schon peotisch aber dennoch schnörkellos und liest sich sehr leicht und flüssig. Für mich war die Kluft zwischen der klaren, zauberhaften Sprache und den menschlichen und gesellschaftlichen Abgründen enorm groß. Die Autorin beschreibt eine Gesellschaftsschicht, die in der damaligen Zeit in vielen Augen ganz unten stand: Frauen in der Psychiatrie. Einfühlsam werden drei Schicksale erzählt, die jeweiligen Charaktere sind facettenreich und lebensnah dargestellt. Erzählt wird die Handlung abwechselnd aus Sicht der drei im Fokus stehenden Frauen. Dadurch erschienen sie mir als Leser noch realer.
Die Stimmung im Buch schwankt zwischen düster und ausgeglichen, insgesamt konnte mich die Stimmung stets mitreißen, so dass auch ich beim Lesen ein Wechselbad der Gefühle durchlebt habe.
Einzig das Ende des Buches hat mir einen kleinen Dämpfer versetzt, hier wirkte es für mich ein wenig gehetzt, als wären nciht mehr genug Seiten für die verbleibende Handlung übrig gewesen. Das ist schade, denn das Tempo im Buch ist sehr angenehm und hätte ein weniger polterndes Ende verdient.
"Die Tanzenden" hat mich definitiv überrascht, ich hätte kein Buch erwartet, dass mich so mitnimmt und begeistert. Die Autorin hat es geschafft mich voll und ganz in die Welt der drei Frauen zu entführen, das mit einer teils beinah erdrückenden Ernsthaftigkeit.