Ein wunderbares Debüt!

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raeubertochter76 Avatar

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Dieser Roman erzählt auf erschreckende Weise, wie mit Frauen im 19. Jahrhundert umgegangen wurde, die sich der männlichen Weltanschauung widersetzen.Schauplatz der Handlung ist die Salpêtrière, eine Nervenheilanstalt für Frauen Ende des 19. Jahrhunderts. Ich wurde sofort von der bedrückenden Atmosphäre gefangen genommen. Der leichte Sprachstil der Autorin scheint im ersten Moment nicht zur Schwere der Thematik zu passen. Aber genau das ist vermutlich das Geheimnis dieses Romans.
Normalerweise mag ich keine Geschichten, in der die Protagonistin gleich zu Beginn in eine scheinbar ausweglose Lage gebracht wird und sich der Rest des Romans damit beschäftigt, wie sie sich daraus wieder befreit. Aber hier war das anders. Vielleicht liegt es daran, dass es drei Hauptfiguren gibt.
Vordergründig geht es um Eugénie, die von ihrem Vater in die Salpêtrière eingewiesen wird. Zum einen, weil sie sich weigert, Ehefrau und Mutter werden zu wollen und zum anderen, weil sie Tote sehen und hören kann.
Die Hauptfigur der Geschichte ist in meinen Augen jedoch die Krankenschwester Geneviève, die das Leben zu einer harten Oberaufseherin oder vielmehr Gefängniswärterin hat werden lassen; ohne jegliches Mitgefühl für die Patientinnen, um die sie sich kümmert. Doch dann wird sie von Eugénie aus der Arztvergötternden Lethargie gerissen und beginnt an den männlich arroganten Göttern in Weiß zu zweifeln.
Und dann ist da noch Louise, die eine ganz schreckliche Vergangenheit ertragen musste. Dabei hat sie nur den einen Wunsch, Ehefrau und Mutter zu werden. Heute würde man sie als Opfer ansehen, dem jegliches Mitgefühl und Unterstützung zusteht und nicht als Forschungsobjekt zu Reputationszwecken.
Fazit:
Auf dem Klappendeckel wird aus der französischen Zeitschrift L’Obs zitiert:
"In einer glasklaren Sprache, leicht wie ein Pastell, schreibt diese junge Autorin gegen die männliche Norm an und gibt denen eine Stimme, die man mundtot gemacht und unterdrückt hat." Besser kann man den Roman nicht beschreiben.
Die ausführliche Rezension findet ihr auf meinem Blog.