Gelungenes Debüt

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steffi kohl Avatar

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In der Ankündigung heißt es :“Ganz Paris will sie sehen: Im berühmtesten Krankenhaus der Stadt, der Salpêtrière, sollen Louise und Eugénie in dieser Ballnacht glänzen. Ob die Hysterikerinnen nicht gefährlich seien, raunt sich die versammelte Hautevolee zu.“
Daraus , ebenso aus der LP konnte ich nicht wirklich viel entnehmen, aber ich war gespannt auf dieses so hochgelobte Buch.
Und da ich sprachlich hochwertige Bücher liebe, wurde ich nach : »In einer glasklaren Sprache, leicht wie ein Pastell, schreibt diese junge Autorin gegen die männliche Norm an und gibt denen eine Stimme, die man mundtot gemacht und unterdrückt hat.« noch neugieriger.
Pastellleicht kommt auch das Cover daher – aber nicht nur das wunderschöne Cover täuscht, auch die LP. Die beginnt mit Eugénie; vermittelt einen Einblick in den Alltag einer jungen aufbegehrenden Frau aus angesehener bürgerlicher Familie.
Der Roman aber stellt uns zunächst Geneviève vor; der langjährigen Oberaufseherin der Salpêtrière. Insgesamt werden uns drei Frauen näher vorgestellt : Louise, Eugénie und Geneviève. Und die La Salpêtrière ist kein gewöhnliches Krankenhaus , sondern eine Pariser Nervenheilanstalt .
Es geht im Roman nicht nur um Geneviève, auch nicht nur um Louise und Eugénie. Es geht um die Verflechtung der Entwicklung der drei Frauen von ganz unterschiedlicher Herkunft , die für kurze Zeit in der La Salpêtrière aufeinander treffen.
Uns sind die gesellschaftlichen Zwänge Ende des 19.Jahrhunderts eher fremd. Fremd auch das Verhalten des Professor Charcot, der als Koryphäe in der Arbeit mit Hysterikerinnen gilt. Er leitet die Klinik und provoziert in seinen Vorlesungen im Namen der Wissenschaft hysterische Anfälle seiner Patientinnen, die im Auditorium für Euphorie , aber auch Sensationslust sorgen.
Der auch von den Patientinnen langersehnte, jährliche öffentliche Ball gilt als DAS Ereignis für die sensationslüsternen Pariser. Die Frauen dürfen sich normal fühlen , tanzen und sich amüsieren . Dennoch ist diese Situation beklemmend. auch als Leser kommt man sich vor wie ein Voyeur, der Tiere im Zoo begafft.
Beklemmend auch , dass es hier nicht um reine Fiktion geht …
Aufbauend war für mich , dass die rauen nie aufgeben , sich unterstützen egal wie schlimm ihre Lage ist.
Die Autorin Victoria Mas legt mit dem Roman ein eindrucksvolles Debüt hin. Die besonders unbekümmerte Benutzung der Sprache ; klar und schnörkellos macht das Lesen trotz der Tragik der Handlung leicht und flüssig.
Der Roman hat es verdient , so gelobt zu werden. Ich bin beeindruckt.