Kein Selbstbestimmtes Leben

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so.ein.kokolores Avatar

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Als Frau mit einer anderen Weltanschauung hat man es grundsätzlich im 19. Jahrhundert nicht einfach. Man steht unter der Macht der Männer, unter deren Einfluss und hat nur wenige Möglichkeiten ein Selbstbestimmtes Leben zu führen. Wenn man nicht spurt, hysterisch wird oder gar an Geister glaubt, wird man schnell abgeschoben um die Ehre der Familie aufrecht zu erhalten. Im schlimmsten Fall landet man in der Salpêtrière, dem Irrenhaus. Und genau von diesem handelt dieser Roman. Drei unterschiedliche Frauen finden hier zueinander, drei unterschiedliche Schicksale und Lebenswege. Louise, ein 16 jähriges Mädchen mit schlimmer Vergangenheit, gibt die Hoffnung auf Liebe und Anerkennung nicht auf, auch wenn ihre Aussichten düster sind. Seit drei Jahren ist sie nun schon in der Anstalt. Viel länger ist jedoch Genevieve mit dem Ort vertraut, sie ist die Krankenschwester, die das Sagen hat und ihr Leben den Frauen dort widmet. Doch wie schnell das Schicksal sich wenden kann, muss auch Eugenie am eigenen Leib erfahren. Sie wird von ihrem Vater, einem wohlhabenden Geschäftsmann, eingeliefert, nachdem herauskommt, das sie Geister sehen kann. Sie alle drei sind in gewisser Weise und auf ganz unterschiedliche Art den Männern ausgeliefert.

Dieser Roman schildert mit voller Ernsthaftigkeit und Authentizität und zugleich mit einer Leichtigkeit das Leben dieser Frauen, das man beim Lesen nicht lockerlassen möchte. Die Autorin gibt einen Einblick in eine Zeit, der wir heute zum Glück entwachsen sind.
Ein Roman, der mich unglaublich fasziniert hat und gleichzeitig sehr nachdenklich werden ließ. Eine klare Leseempfehlung.
Der einzige Minuspunkt, den ich vergeben möchte, geht an das Cover und den Titel. Es suggeriert eine ganz andere Geschichte, hat mich beim Lesen irritiert und sich mir auch am Ende nur Ansatzweise erklärt. Trotzdem ist es richtig schön und macht Lust, sich das Buch näher anzusehen.