Pflichtlektüre für starke Frauen

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abibliophobia Avatar

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Das Cover ist wunderschön und sehr künstlerisch. Die Federn heben sich leicht vom Buchdeckel ab, optisch hat es mich also schon einmal überzeugt. Aber es ist der Inhalt, der zählt und der ist in diesem Buch so starkt und kraftvoll, dass das Buch eigentlich zentnerschwer sein müsste. .
Auch nach der Lektüre ist es für mich immer noch unfassbar, dass Hysterie mal als Krankheit galt und man als geisteskrank "weggesperrt" wurde. Und die Frauen schienen in der ersten Zeit auch noch stolz darauf gewesen zu sein.
Genfangen in einer Heilanstalt, abgestempelt als geisteskrank - wie sollen sich junge Frauen da in ihrer Persönlichkeit entfalten. Sätze wie "..kuriose Tiere, die nur noch ein klinisches Interesse hervorrufen""Das ist der einzige Wert, den sie in den Augen ihres Vaters je haben wird - ein Wert als Ehefrau" lassen es einem eiskalt den Rücken herunterlaufen. Jeder zweite Satz führt bei mir zu völliger Entrüstung, dieses Buch hat mich wirklich aufgebracht.
Aber die Frauen lassen sich nichts gefallen und rebellieren, erst nur im Stillen für sich, aber an ihrer EInstellung ändert sich endlich etwas.
Ich liebe dieses Buch einfach, den Sprachstil, die Sätze und Lebensweisheiten wie " Deine beste Eigenschaft wird auch immer dein größter Makel sein. Du bist frei." Man möchte einfach jeden Satz aus dem Buch schreiben, weil er so wichtig und bedeutend ist. Einw ahnsinnig intelligenter Schreibstil, auf den Punkt gebracht, ironisch und schonungslos ("Diese Männer mögen Frauen nur, wenn ihre Figur ihnen zusagt.")
Ein Roman voll mit harten, aber leider wahren Worten, zwischendurch muss man wirklich schlucken. Und dann wird man richtig wütend: eine Großmutter, die ihre eigene ENkelin verrät und dafür sorgt dass Eugenie in die Anstalt kommt. Wie schwer muss es für eine emanzipierte Frau sein, wenn sie niemandem trauen kann.
Der Roman hat wahsninnig kraftvolle Worte, so schrecklich wie ehrlich.
Der Ball der Irren ist moralisch sehr fragwürdig, regt allerings zum Nachdenken an und wirft immer wieder die Frage auf, wie weit man gehen darf.
Der Roman ist voll mit beeindruckenden Frauen, jede auf ihre eigene Art. Kämpft und lasst euch nicht unterkriegen möchte man ihnen beim Lesen zurufen.
Nach und nach hinterfragen alle Frauen die Entscheidungen und auch die Pflegerinnen kommen ins Grübeln, genauso soll es sein, ein Ruck geht durch die Frauenwelt.
Noch nie habe ich einen so kraftvollen und starken Roman gelesen. Ein Hoch auf alle Frauen dieser Welt und dass wir dank Louise, Eugenie etc. so weit gekommen sind.