Sehr interessant, spannend und lehrreich

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Das Buch spielt Ende des 19. Jahrhunderts und befasst sich mit der Problematik gesellschaftlicher Konventionen und Regeln in der damaligen Zeit.
Das Buch ist abwechselnd aus den Perspektiven der drei Protagonisten geschrieben. Louise ist eine Patientin in der Salpetriere, einer Anstalt für geistig kranke Frauen in der damaligen Zeit. Genevieve ist eine der dort arbeitenden Krankenschwestern und Eugenie ist eine junge Frau aus gutem Hause, die sich gegen die gesellschaftlichen Konventionen auflehnen möchte.

Im Verlauf der Handlung lernen die drei Frauen sich kennen und man erfährt mehr über ihre Geschichte und ihren Charakter.

Eugenie ist anfangs eine sehr willensstarke Frau, deren Elan meiner Meinung nach relativ schnell nachlässt und deren eigentliches Ziel, die Auflehnung gegen die damaligen Konventionen, relativ schnell aus den Augen verloren wird. Nach ihrer Einweisung in die Salpetriere scheint sie ihren Lebensmut verloren zu haben und ihren Kampf aufzugeben.

Louise ist ein Mädchen, dass sich im Verlauf des Buches weiterentwickelt und mir als Leser sehr sympathisch wurde. Mit ihr konnte ich mitfühlen und mitfiebern. Sie war anfangs sehr naiv, was ich als anstrengend empfunden habe. Trotzdem ist sie mir schnell ans Herz gewachsen.

Genevieve, die gefühlskalte, fast herzlose, Krankenschwester, war mir anfangs wahnsinnig unsympathisch. Sie hält all ihre Patientinnen für verrückt, befasst sich nur wenig mit deren Leidensgeschichte und scheint auch ansonsten keine Sozialkontakte zu haben. Im Grunde scheint ihr die ganze Welt egal zu sein. Im Verlauf entwickelt auch sie sich allerdings weiter und erkennt, dass das Leben tatsächlich einen Sinn hat. Am Ende des Buches befindet sie sich an einem Ort, den sie zuvor am meisten verabscheut hat und doch ist sie jetzt glücklich. Ihr Wandel hat mir sehr gut gefallen und ich habe mich mit ihr gefreut, da sie am Ende ein viel glücklicherer Mensch zu sein scheint als zu Beginn.

Der Schreibstil der Autorin hat mir sehr gut gefallen, er hat die Orte und Charaktere sehr lebendig erscheinen lassen und war sehr passend zum Thema. Auch das Cover finde ich sehr schön, wenn auch nicht sonderlich passend zum Inhalt des Buches.

Insgesamt hat mir der Roman sehr gut gefallen, die Geschichte war für mich sehr schlüssig und gut strukturiert. Allerdings hat mir das zu Beginn sehr präsente Auflehnen gegen gesellschaftliche Regeln am Ende etwas gefehlt und die Tatsache, dass eine der Patientinnen Geister sehen und mit diesen sprechen konnte, hat mich etwas gestört, da dies nicht wirklich zu dem sonst sehr realitätsnahen Roman passte und die ganze Geschichte etwas weniger ernst zu nehmend macht.