So viel mehr als nur ein Frauenroman...

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nicigirl85 Avatar

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Als ich zu diesem Roman griff, bin ich davon ausgegangen, dass er von starken Frauencharakteren handeln wird, aber was ich bekam war so viel mehr als das.

In der Geschichte geht es um drei Frauen, die unterschiedlicher kaum sein könnten. Louise ist Patientin in einer Anstalt, Geneviève ist dort Aufseherin und Eugénie ist ein junges Mädel aus gutem Hause, die immer etwas über die Stränge schlägt. Was verbindet die Drei miteinander und wird jede ihr Glück finden können?

Die junge Autorin entführt uns in das Paris des späten 19. Jahrhunderts. Hier in der berühmten Salpêtrière werden die ersten Maßnahmen und Therapien in Sachen psychiatrischer Behandlung gewagt und wir erleben das Wirken des berühmten Dr. Charcot. Ich habe mir bisher kaum Gedanken zu diesem Thema gemacht und war doch sehr geschockt über die Experimente, die an den ausschließlich weiblichen Patientinnen gewagt werden. Man sollte bei dieser Lektüre auf Schockmomente vorbereitet sein.

Frau Mas zeichnete für mich ein unheimlich authentisches Bild der damaligen Gesellschaft, in der die Männerwelt den Ton angibt und Frauen nur nach deren Wünschen agieren dürfen. Da ist man direkt froh als Frau von heute, dass diese Zeiten vorbei sind.

Die drei dargestellten Frauen haben jede für sich ihr Päckchen zu tragen. Trotz aller Unterschiede einte sie stets eins: sie wollen nur ein selbstbestimmtes Leben führen, was ihnen aber leider teils verwehrt bleibt aufgrund ihres Geschlechtes. Ich mochte am liebsten Eugénie, weil sie mir am ähnlichsten ist. Sie ist ihrer Zeit weit voraus und nimmt kein Blatt vor dem Mund, auch wenn sie dafür die Konsequenzen tragen muss. Bemitleidet habe ich die beiden anderen, denn auch wenn Geneviève keine eingesperrte Patientin ist, so hat sie genauso wenig Freiheiten wie Louise.

Der Roman zeigt die Anfänge der Medizin sehr schonungslos und ungeschönt, womit man als Leser klar kommen muss. Mir hat dies nichts ausgemacht, da mir durchaus klar ist, dass das was wir heute an Privilegien und medizinischen Möglichkeiten haben, alles hart erkämpft worden ist.

Mich hat das Buch unglaublich gut unterhalten und mir die Augen geöffnet, denn durch das Leid anderer damals, müssen Menschen heute weniger aushalten.

Fazit: Berührende Geschichte, die man so schnell nicht vergisst und die noch lange nachwirkt. Gern spreche ich eine Leseempfehlung aus. Klasse!