Ein wunderbarer Roman um eine charismatische Hauptfigur

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Buchmeinung zu Tom Lin – Die tausend Verbrechen des Ming Tsu

Die tausend Verbrechen des Ming Tsu ist ein Kriminalroman von Tom Lin, der 2022 bei suhrkamp taschenbuch in der Übersetzung von Volker Oldenburg erschienen ist. Der Titel der amerikanischen Originalausgabe lautet The Thousand Crimes of Ming Tsu und ist 2021 erschienen.

Zum Autor:
Tom Wentao Lin, geboren 1996 in Beijing. Umzug als Vierjähriger mit seiner Familie nach Flushing, Queens, NYC. Seit 2021 promoviert er an der California State, Davis, in englischer Literatur. Die tausend Verbrechen des Ming Tsu ist sein literarisches Debüt, das 2022 mit der Andrew Carnegie Medal for Excellence in Fiction ausgezeichnet wurde. Tom Lin ist der jüngste Autor, der diese Auszeichnung je bekommen hat.

Klappentext:
1869, als der Westen der USA durch den Bau der Eisenbahnstrecken erschlossen wird. Der chinesische Gangster und Hitman Ming Tsu ist auf einem Rachefeldzug: Weil er Ada, eine weiße Frau, heiraten wollte, wurde er von deren Vater, einem Eisenbahnbaron, beinahe umgebracht und an eine Eisenbahngesellschaft als Arbeitssklave verkauft.
Aber Ming Tsu lässt sich nicht unterkriegen, schließlich ist er ein professioneller Killer mit sehr eigener Moral. Mit Hilfe eines greisen Chinesen, genannt »Der Prophet«, und einer gemischten Zirkustruppe, deren Personal zu veritablen Wundern fähig ist, liquidiert er nach und nach seine Peiniger. Er arbeitet sich dabei zielstrebig nach Kalifornien vor, wo er Ada wiederzutreffen hofft. Dort erwartet ihn ein explosiver und unerwarteter Showdown …

Meine Meinung:
Dieses Buch hat mich von Anfang an gefangen genommen. Die Hauptfigur Ming Tsu ist einerseits ein skrupelloser Gangster und Killer, offenbart aber andererseits eine tiefe Zuneigung zu Ada, von der er gewaltsam getrennt wurde. Die dafür Verantwortlichen stehen auf einer Todesliste, die Ming Tsu sukzessive abarbeitet. Dazu ist er mit einer Gauklertruppe und einem alten Mann, den er Prophet nennt unterwegs. Tiere behandelt Ming Tsu respektvoll und den Propheten hütet er wie seinen Augapfel. Immer wieder bereichern übersinnliche Elemente die Handlung, die meist durch das harte Leben, oft auch in einers lebensfeindlichen Umgebung, geprägt ist. Auch Gewalt in ausschweifender Form ist immer wieder ein Thema. Trotz aller Brutalität habe ich Ming Tsu sympathisch gefunden. In Rückblenden erfährt man wie Ming Tsus Ziehvater in zu dem gemacht hat, was er heute ist. Faszinierend ist seine unbeirrbare Liebe zu Ada, von der er schon seit Jahren nichts gehört hat. Ebenso faszinierend sind die atmosphärischen und bildhaften Landschaftsbeschreibungen. Die Geringschätzung der chinesischen Bevölkerungsteile vor allem durch die weiße Mehrheit zieht sich wie ein roter Faden durch das Buch. Die Geschichte verläuft lange in den erwarteten Bahnen, aber am Ende hat der Autor eine satte Überraschung vorbereitet.
Die Geschichte wird nahezu ausschließlich aus der Sicht der Hauptfigur erzählt, deren Gedanken und Gefühle jederzeit nachvollziehbar erscheinen.

Fazit:
Mich hat dieser Roman von Anfang bis Ende vor allem mit seiner charismatischen Hauptfigur begeistert. Deshalb bewerte ich den Titel mit fünf von fünf Sternen (90 von 100 Punkten) und spreche eine Leseempfehlung für die Freunde atmosphärischer Erzählungen aus.