Fesselnd bis zur letzten Seite

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Dieses Buch ist das Debüt von Tom Wentao Lin, dem jüngsten Autor, der jemals mit der Andrew Carnegie Medal for Excellence in Fiction ausgezeichnet wurde.

Worum geht’s?

Man schreibt das Jahr 1869 und die Pacifiy Railway wird quer durch den Kontinent getrieben. Abertausende chinesische Arbeiter schuften für einen Hungerlohn. Als sich der Chinese Ming Tsu, in Ada, die Tochter eines Eisenbahnmagnaten, verliebt, wird er von dessen Handlangern fast getötet und als Arbeitssklave auf der Baustelle gehalten. Doch Ming Tsu überlebt und schwört blutige Rache. Schon bald wird auf ihn ein Kopfgeld von 10.000 Dollar ausgesetzt und sein Steckbrief hängt in jeder noch so kleinen Stadt.

Mit Hilfe eines greisen, blinden Chinesen, genannt »Der Prophet«, und einer bunt gemischten Zirkustruppe, die ihn zu ihrem Schutz angeheuert hat, arbeitet er sich zielstrebig Richtung Reno, Kalifornien durch. Dort hofft er, seine Ada wieder zu treffen.

Auf dem Weg dorthin zieht er eine blutige Spur, denn „das Töten machte ihm schon lange nichts mehr aus.“ ...

Meine Meinung:

Obwohl nur knapp 200 Seiten lang (epub), fesselt die Geschichte des Ming Tsu bis zur letzte Seite.

Natürlich sind Rachefeldzüge im amerikanischen Westen keine neue Erfindung. Allerdings sind sie in den letzten Jahren ein wenig aus der Mode gekommen.

Wer Sergio Leones Western „Spiel mir das Lied vom Tod“ kennt, weiß um die Brutalität mit der die Eisenbahnen durch Amerika gebaut worden sind. Diesmal wird diese Geschichte nicht aus der Sicht der Siedler, die ihres Lebens und ihres Landes beraubt werden, sondern aus der Sicht eines chinesischen Arbeitssklaven erzählt. Eine Zeit lang kann Ming Tsu darauf vertrauen, dass Weiße die chinesischen Gesichter nicht erkennen können bzw. einem „Schlitzauge“ nicht ins Gesicht schauen wollen.

Der Schreibstil ist kurz und knackig. Tom Lin hält sich nicht mit Sentimentalitäten auf, wenn man davon absieht, dass Ming Tsu seinen Traum von Ada zehn Jahre lang akribisch verfolgt. Dass er dabei über zahlreiche Leichen geht, muss man ihm fast verzeihen. Auf seinem Weg der Rache trifft er unterschiedliche Menschen, die ihn teils ablehnen, herausfordern und solche, die ihm weiterhelfen.

Der für mich interessanteste Charakter ist der „Prophet“, ein blinder Chinese, dessen Vorhersagen, sei es das Wetter oder den nahen Tod eines Mitreisenden betreffen, immer eintreffen.

Der Showdown am Ende ist unerwartet. Doch ein Happy End mit „Liebe, Wonne und Waschtrog“ wäre unrealistisch und unglaubwürdig.

Fazit:

Natürlich wird dieser Roman nicht allen Leser gefallen, aber ich bewerte diesen genialen Rachewestern mit 5 Sternen und einer Leseempfehlung.