Genialer Pulp-Splatter-Western

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buecherundschokolade Avatar

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Dieses Buch ist nach God‘s Country von Percival Everett bereits der zweite sehr ungewöhnliche Western, den ich dieses Jahr lese. Während in God’s Country ein Schwarzer der Held ist, der im Angesicht extremen Rassismus die Genregrenzen mit der Kraft von TNT sprengt, ist der Protagonist in Tom Lins Die tausend Verbrechen des Ming Tsu das Kind chinesischer Eltern, aber der Rassismus im Wilden Westen ähnelt der Darstellung in Everetts Roman.

Hier enden aber die Gemeinsamkeiten. Ming Tsu ist alles andere als eine reine Seele. Er ist ein knallharter Auftragsmörder, zu dem er als Waise von seinem Ziehvater ausgebildet worden ist. Und nunmehr ist er in den westlichen Gebieten der USA des Jahres 1869 auf einem sehr, sehr blutigen Rachefeldzug, nachdem ihn sein Schwiegervater halb tot prügeln hat lassen, um ihn dann als Zwangsarbeiter an die Eisenbahngesellschaft zu verkaufen. Bei seiner Vendetta und der Suche nach seiner Frau dabei: ein alter, blinder Chinese mit prophetischen Fähigkeiten und eine Zirkustruppe mit übernatürlichen Anwandlungen.

Das Ganze wird dann schnell rasant und blutig in einem Maße, dass einige beim Lesen verschreckt mit Grauen ihr Haupt abwenden werden (mit einem Eisenbahnschwellennagel kann man anscheinend sehr viele grausame Dinge machen), aber gleichzeitig ist die Gewalt auch ein ziemlich effektives Stilmittel.

Der Roman könnte auch als gemeinsames Schreibprojekt von Gabriel García Márquez (+), Cormac McCarthy und Quentin Tarantino durchgehen. Gewalt, vermischt mit Natur und ein bisschen magischem Realismus und für mich war es gute Unterhaltung.

Wenn einen exzessive Gewalt nicht abschreckt, ist dieser atypische Western definitiv einen Blick wert.