Rachefeldzug durch den wilden Westen

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ein.lesewesen Avatar

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1869 – die Eisenbahn ist in Amerika auf dem Vormarsch. Überall wird gebaut. Arbeiter schufteten für Hungerlöhne für Eisenbahngesellschaften, doch die Chinesen wurden als Sklaven behandelt.

Wir haben es hier weniger mit einem Thriller zu tun, so wie es auf dem Einband steht, sondern mit einem literarischen Western, in dem der Held der chinesischstämmige Ming Tsu ist, der auf einem Rachefeldzug ist. Tsu hat sich in Ada, eine weiße Frau, also in die falsche Frau verliebt. Sein Schwiegervater hat ihn fast umbringen lassen und ihn dann als Sklave an die Eisenbahngesellschaft verkauft von wo er fliehen konnte. Nun ist er auf dem Weg zu seiner Frau Ada, die er über alles liebt, doch vor ihm liegen noch etliche Morde. Er hat sich geschworen, jeden Handlanger seines Schwiegervaters aus dem Weg zu räumen. Das Töten hat Tsu bereits als Kind von seinem Vormund gelernt. Und so ist es auch kein Wunder, dass noch etliche andere dran glauben müssen, die ihm im Weg stehen.
An Tsus Seite ist ein blinder alter Prophet mit seherischen Fähigkeiten, der ihm den Weg weist. Er nennt ihn den „Mann ohne Schatten“, denn Tsu müsste schon längst tot sein. Unterwegs treffen sie noch auf einen Wanderzirkus, in dem jeder seltsame Wunder vollbringen kann. Unter anderem eine Frau, die nicht verbrennen kann, und ein tätowierter Heide, der seine Gestalt verändern kann. Doch Tsus Ziel ist Kalifornien, um seine Frau wiederzusehen.

Bisher kannte ich Western nur als Film, aber ich muss sagen, dass die spezielle Atmosphäre sehr gut veranschaulicht wurde. Wie auf der Leinwand wird auch hier ganz schön rumgeballert. Hin und wieder benutzt er auch einen angespitzten Schwellennagel zum Töten. Es wird also blutig. Doch Tsu ist nicht nur der skrupellose Mörder, sondern hat auch seine sanfte Seite. Die interessanteste Figur war für ich der Prophet, der der Geschichte einen philosophischen Touch gibt. Tsu selbst hasst es, wenn er als Chinese gesehen wird, denn er ist in den Staate geboren und fühlt sich auch als Amerikaner. Doch das spielt für die meisten keine Rolle. Chinese bleibt Chinese, da wird auch schon mal der falsche gehängt. Die einzelnen Charaktere der Zirkustruppe sind nicht nur skurril, sondern tragen in Verbindung zu Tsu viel zu dessen Charakterisierung bei. Auch wenn nicht jedes Detail um die wundersamen Menschen aufgeklärt wird, fand sie sehr stimmig und musste öfters mal schmunzeln.


Ich denke, wer gern außergewöhnliche Romane liest, wird hier gut bedient. Mir hat es jedenfalls an Unterhaltung nicht gemangelt, lediglich das Ende hätte besser ausgearbeitet werden können.