Schaut der neue Westernroman so aus?

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robertp Avatar

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Da liegt es vor mir, leuchtend rot und in der Mitte die Silhouette eines Reiters im Sonnenuntergang, das Buch „Die tausend Verbrechen des Ming Tsu“ von Tom Lin - Aufmerksamkeitserheischend.
Über den Inhalt muss ich nicht viel erzählen, fasst der Text auf der Rückseite (und in allen Ankündigungen) doch gut zusammen was im Buch passiert. Es ist ein Rachefeldzug für die Liebe den Ming Tsu (kein Chinese, sondern asiatischer Amerikaner!) entlang der, gerade in Bau befindlichen, Central Pacific Railroad ausübt.
Rasch nimmt mich die Geschichte in ihren Bann. Tod (durch Schläge, Messer und Schusswaffen) folgt jedem Schritt des Protagonisten Ming und mit ihm seinen Gefährten. In drei Abenden habe ich den Roman gelesen und war von der Erzählung (hervorragend übersetzt vom bereits mehrfach ausgezeichnet Volker Oldenburg) mitgerissen worden. Obwohl er ein, seit Kindheit mordender, Assassine ist bangt man um sein Leben und hofft, dass er seine Queste überlebt.
Ich habe jede Minute genossen und kann den Roman allen empfehlen, die spannende Kurzweile suchen und sich von gewalttätigen (blutigen) Darstellungen nicht abschrecken lassen.
Am Umschlag unter angedeuteten Wolken steht Suhrkamp / Thriller. Suhrkamp und „edle“ Literatur passt für mich, aber Thriller?
Ich erinnere mich, dass der Verlag vor Jahren auch Krimis ins Programm aufgenommen hat, nun also auch Spannung pur? Für mich ist der Roman eine „Wiedergeburt“ des Westerns. Eine Geschichte des Helden, des „lonesome Cowboys“ der am Ende seiner Bestimmung zu neuen Abenteuern in den Sonnenunter reitet (siehe Umschlagbild) aber nur bedingt ein Thriller. Aber womit sonst könnte die Bezeichnung „Western“ wohl umschrieben werden?
Ich stelle das Buch in mein Regal und sage „Auf Wiederlesen“ zum Reiter und seinem Pferd, die mir (am Buchrücken) im Sonnenuntergang entgegenblicken.