Viele Geheimnisse

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babajaga Avatar

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Bereits während der ersten Kapitel spinnt die Autorin so einige Geheimnisse, die sie offenbar nicht so schnell gedenkt aufzuklären. Das gefällt mir ausgesprochen gut, denn so erreicht sie eine gewisse Spannung zum einen und zum anderen rät man als Leser mit, worum es sich denn handeln könnte. Solche Geschichten mag ich sehr!

Die Charaktere empfinde ich als recht unterschiedlich. Friederike scheint ein sehr bodenständiger Mensch zu sein, der nicht an Verschwendungssucht leidet und die ihrem Mann Tobias loyal zur Seite steht. Tobias hat zwar das Teehaus, aber offenbar scheinen im Reisen mindestens genauso wichtig zu sein, wenn nicht sogar wichtiger. Allerdings finde ich es in diesen Zeiten recht gewagt, dass er seine Frau mit 4 Kindern so lange allein lassen will. Kurz hatte ich schon den Gedanken, dass Tobias fast ein bisschen selbstsüchtig ist. Hier interessiert mich natürlich, wie sich diese Verbindung weiter entwickelt, ob Tobias überhaupt zurück kehrt oder Friederike womöglich allein lässt.

Julius ist ein Charakter, der bis hierher völlig undurchsichtig ist. Auf den ersten Blick macht er auf mich den Eindruck, als könnte er sich als Betrüger entpuppen oder vielleicht als Jemand, der es mit der Ehrlichkeit nicht so genau nimmt und auf Kosten anderer zu seinem Lebensunterhalt kommt. Immerhin scheint er seinen recht teuren Anzug ja auch nicht selbst bezahlt zu haben und die Idee, die ihm Herr Weinschenk vorstellt, will er versilbern. Diesbezüglich sorgt die Autorin bei mir für eine gewisse Vorsicht. Ob ich Julius mag oder nicht, muss sich erst im Lauf der Geschichte heraus stellen.

Weinschenk selbst macht auf mich einen irgendwie schmierigen Eindruck. Ob er wohl wirklich der loyale Prokurist ist, den Tobias meint eingestellt zu haben? Einerseits möchte er gern sein eigenes Teegeschäft haben und andererseits hat er ja wohl ein Auge auf Friederike geworfen. Ich könnte mir vorstellen, dass hier noch ein größerer Konflikt zu erwarten ist.

Alles in allem ist der Schreibstil recht angenehm zu lesen, vielleicht nicht ganz so historisch, wie es für die Zeit passend wäre, aber auch nicht zu modern. Im weiteren Verlauf der Geschichte erhoffe ich mir noch einige historische Fakten über Frankfurt und die damalige Zeit. Am Anfang der Geschichte beschreibt die Autorin ja schon recht ausführlich, wie es im damaligen Frankfurt ausgesehen hat. Daher ist meine Hoffnung sicherlich nicht unbegründet.

Das Cover reiht sich leider in die Riege der heutigen Cover für historische Romane ein. Das finde ich etwas bedauerlich, da es in den Archiven der Städte doch vielleicht auch passende Fotos gegeben hätte, mit dem sich das Buch diesbezüglich von so vielen anderen hätte abheben können. Allerdings ist der Inhalt eines Buches für mich deutlich wichtiger als seine Aufmachung, weshalb ich diesem Aspekt nicht all zu viel beimesse.

Der Fortgang der Geschichte würde mich sehr interessieren - nicht zuletzt, weil Friederike ohne Mann und Schwester plötzlich ziemlich auf sich allein gestellt ist und ich mir nicht vorstellen kann, dass Anfang/Mitte des 19. Jahrhunderts für eine Frau ohne männlichen Schutz das Leben sonderlich einfach ist.