Die Liebe und die Wissenschaft ♥

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Rezension: „Die theoretische Unwahrscheinlichkeit von Liebe“ von Ali Hazelwood

Autor/in: Ali Hazelwood
Titel: Die theoretische Unwahrscheinlichkeit von Liebe
Genre: Liebesroman
Erschienen: Februar 2022
ISBN: 978-3-352-00971-6

Transparenz
Diese Rezension basiert auf einem Rezensionsexemplar, dass mir freundlicherweise vom Verlag zur Verfügung gestellt worden ist. Meine Meinung wurde dadurch nicht beeinflusst.

Klappentext
Die Unvernunft der Liebe
Biologie-Doktorandin Olive glaubt an Wissenschaft – nicht an etwas Unkontrollierbares wie die Liebe. Dank ihrer Freundin Anh sieht sie sich plötzlich gezwungen, eine Beziehung vorzutäuschen, und küsst in ihrer Not den erstbesten Mann, der ihr über den Weg läuft. Nicht nur, dass dieser Kuss eine Kette irrationaler Gefühle auslöst – der Geküsste entpuppt sich zudem als Adam Carlsen: größter Labortyrann von ganz Stanford. Schon bald droht nicht nur Olives wissenschaftliche Karriere über dem Bunsenbrenner geröstet zu werden, auch ihre Verwicklung mit Carlsen fühlt sich mehr nach oxidativer Reaktion als romantischer Reduktion an, und Olive muss dringend ihre Gefühle einer Analyse unterziehen …

Buchtitel und Coverdesign
Das Cover zu diesem Buch ist gleichzeitig schlicht und bunt gehalten. Es ist in fünf Teile bzw. Farben – gelb, pink, lila, grün, weiß – aufgeteilt, während der Titel mittig in schwarz-weißer Schrift in fünf Zeilen platziert wurde. Darunter ist, ebenfalls in schwarz-weiß, eine Frau mit stark nach hinten geneigtem Kopf, Rock und Bluse als Kleidung und offenen langen dunklen Haaren abgedruckt, die ein bisschen so wirkt, als würde sie nach oben schweben wollen. Grundsätzlich muss ich leider sagen, dass das Cover meinen persönlichen Geschmack überhaupt nicht trifft. Es ist anders als alles, was im Moment so auf dem Markt ist und gehypt wird, aber gerade deshalb ist es mir auch ins Auge gesprungen. Zur Geschichte finde ich es witzigerweise sogar passend, aber eine Schönheit ist es wahrlich nicht – da gefällt mir das Original um einiges besser!
Der Titel klingt für mich gewissermaßen nach einem wissenschaftlichen Experiment. Aber kann man mit Liebe experimentieren? Er verbindet die Wissenschaft mit der Romantik, was mich neugierig gemacht hat und mir insgesamt auch durchaus gefallen hat. Ich war sehr gespannt, was mich in dieser Geschichte wirklich erwarten würde, als ich mit dem Lesen begonnen habe.

Charaktere
Olive ist 26 Jahre alt und Biologie-Doktorandin in Stanford. Sie liebt die Wissenschaft und ihre besten Freunde Anh und Malcom, wobei letzterer zugleich auch ihr WG-Mitbewohner ist. Ihr großes Ziel ist es eine Heilung für Bauchspeicheldrüsenkrebs zu finden, seit ihre Mutter vor Jahren daran gestorben ist. Olive ist schüchtern und zurückhaltend. Sie hinterfragt viele Dinge und neigt zum Stottern, wenn sie gerade nervös ist. Vom Charakter her scheint sie ein wenig chaotisch zu sein, ist aber immer für ihre Freunde da und will nur das Beste für sie.
Dr. Adam Carlsen ist ein herausragender Wissenschaftler und gleichzeitig Stanfords Labortyrann Nummer Eins. Er ist Anfang 30 und wirkt auf die meisten arrogant, unnahbar und gemein. An den meisten Tagen ist er zudem ein ziemlicher Miesepeter und nahezu unausstehlich. Auch wenn Adam es nicht immer leicht in seiner akademischen Laufbahn hatte, ist sein bester Freund Holden, mit dem er zusammen aufgewachsen ist, fast der Einzige, der seine nette Seite kennt und zu sehen bekommt. Bis er nach und nach auftaut, als eine ganz bestimmte Frau etwas mehr in sein Leben tritt …

Schreibstil und Handlung
„Die theoretische Unwahrscheinlichkeit von Liebe“ ist für mich das erste Buch von Autorin Ali Hazelwood und zugleich auch das erste Buch aus dem ‚Rütten & Loening‘-Verlag. Die Geschichte um Olive und Adam ist in der dritten Person, aus Sicht einen allwissenden Erzählers, geschrieben und leider muss ich sagen, dass ich dieses Mal nicht sonderlich gut damit zurechtgekommen bin. Normalerweise habe ich mit dieser Erzählperspektive überhaupt keine Schwierigkeiten, aber in diesem Fall war dieser Stil irgendwie stellenweise stark gewöhnungsbedürftig und ich wurde des Öfteren rausgebracht. Wie viele andere Rezensionen ebenfalls ausgesagt haben, gab es vereinzelte Stellen, die besonders stark aufgefallen sind, weshalb ich leider davon ausgehen muss, dass es sich auch bei meinen Leseschwierigkeiten um ein kleines Übersetzungsdilemma handelt … Aus diesem Grund sind an einigen Stellen auch die intensiveren Gefühle der Protagonisten für meine Begriffe nicht so gut herübergekommen. Hinzu kamen dann noch eine Menge Fachbegriffe, die das Leseerlebnis für mich als absoluter Laie ebenfalls ein wenig getrübt haben. Trotzdem schaffte Ali Hazelwood es, mir mit ihren spielerisch angehauchten Dialogen zwischen unseren Protagonisten immer wieder ein Lächeln ins Gesicht zu zaubern und der lockere und insgesamt überaus humorvolle Schreibstil haben mich nicht nur einmal lauthals zum Lachen gebracht. Was den Humor-Aspekt angeht eindeutig ein gelungenes Buch!
Besonders herausragend war für mich das akademische Setting an der Universität Stanford. Es war sehr erfrischend, gut geschrieben und wirkte auf mich durchweg realistisch. Könnte auch daran liegen, dass Ali Hazelwood selbst Neurowissenschaftlerin ist und als Professorin arbeitet, aber das zeugt letztendlich nur davon, dass sie in mehr als nur eine Sache gut ist. Auch anhand der Kapitel ist der wissenschaftliche Teil deutlich geworden, denn bevor die Handlung voranschritt, ist eine Hypothese über die Liebe formuliert worden, die sozusagen die Einleitung bildete. Olive und Adam erleben eine Fake-Dating-Lovestory. Für mich ist das eins meiner absoluten Lieblingstropes und auch diese Geschichte hat mir dahingehend sehr gut gefallen. Es gab interessante Handlungsentwicklungen, zunehmende gegenseitige Anziehung samt intensiveren Gefühlen und auch kleinere Nebenhandlungen, die mein Interesse geweckt haben – alles in allem hat das Buch eine gute Unterhaltung geboten. Einzig Olives beste Freundin Anh war mir etwas zu extrem in ihrem Verhalten – regelrecht aufdringlich und übergriffig. Dass durch die gewählte Erzählperspektive ein paar Gefühle oder auch sexy Momente etwas auf der Strecke geblieben sind, war zu erwarten, hat das Vergnügen ein wenig getrübt, aber die Geschichte nicht zu drastisch heruntergerissen. Auch das gegen Ende noch eine etwas ernstere Thematik ihren Anteil bekommen hat, fand ich gut. Dieser Bereich wurde zwar nicht sonderlich ausschweifend behandelt, war aber durchaus akzeptabel eingefädelt, obwohl ich insgesamt mir doch ein wenig mehr Informationen und generell ein weniger abgehacktes Ende gewünscht hätte.

Fazit
Eine Geschichte über die Wissenschaft – und Liebe. Ein außergewöhnliches Setting mit ernsten Themen, großartigem Humor und Charakteren, die man nur lieb gewinnen kann. Trotz einiger Probleme bezüglich der Erzählperspektive bin gerne bereit weitere Bücher von Ali Hazelwood zu lesen.

Bewertung: 4  von 5 Sternen