Hypebuch für eher jüngere Leser

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Inhalt
Olive Smith ist Doktorandin an der renommierten Stanford-Uni, wo sie an einer neuartigen Methode zur Frühdiagnostik von Bauchspeicheldrüsenkrebs forscht. Ihr Date Jeremy hat sich leider für ihre beste Freundin Anh entschieden, die jedoch nicht auf sein Werben eingeht. Um ihr zu zeigen, dass es Olive nichts ausmacht, küsst sie mitten in der Nacht auf dem Gang vor dem Labor einen Mann: Dr. Adam Carlsen, den strengsten und meistgehassten Ausbilder. Sie bittet ihn, ihr Fake-Date zu sein, um Anh und Jeremy zusammenzubringen. Da Adam der Unileitung weismachen muss, vor Ort zu bleiben, um Forschungsgelder zu erhalten, lässt er sich auf das Experiment ein. Doch wie das mit echten Gefühlen funktioniert, wissen beide nicht so recht.


Meinung
Obwohl sich der deutsche Verlag sehr viel Mühe mit der Gestaltung des Buches gegeben hat – Farbgestaltung im Sinne der Zielgruppe, rosafarbener Buchschnitt – ist es schade, dass das Cover nichts in Bezug zum Inhalt aussagt. Da ist das Original wesentlich deutlicher und zieht vermutlich mehr Leser an. Tatsächlich ist ein kleiner Hype um das Buch entstanden, dem ich mich nicht entziehen konnte. Persönlich hat mir das Buch leider weniger gefallen, ich sehe aber durchaus, was die Autorin in Bezug zur Zielgruppe richtig gemacht hat. Olive ist eine junge Frau, die im Genre typisch ist, etwas unbeholfen und schüchtern, mit einer traurigen Vergangenheit. Aber: Sie ist zur Abwechslung mal keine Marketingberaterin, Servicekraft oder ein (verwechseltes) Callgirl, sondern eine gebildete Doktorandin an einer namhaften Universität, zudem mit einem hehren Ziel ausgestattet. Damit allein gewinnt das Buch schon eine ganze Menge. Die Autorin, selbst im Fach promoviert, zeigt viele Schwierigkeiten in der heutigen Forschung auf, vor allem was Geschlechter oder die Beschaffung von Forschungsgeldern anbelangt. Dieses Buch ist überaus politisch korrekt und damit voll im Zeitgeist, wenn ich gestehen muss, dass es mir zu viel war. Denn dadurch gibt es leider nicht nur äußerst geradlinige Charaktere, sondern auch eine furchtbar vorhersehbare Handlung. Dass Hazelwood nichts für den „weißen Mann“ (Zitat aus dem Buch!) übrig hat, wird deutlich und damit muss der Leser leider leben. Dass ihre Protagonistin aber trotzdem von eben diesem mehrfach profitiert, obwohl wir ja eigentlich die alten Muster durchbrechen wollen, ist an dieser Stelle mehr als ärgerlich. So lässt sich Olive bei den wöchentlichen Treffen „auf einen Kaffee“ stetig aushalten – auch wenn sie wenig Geld hat, muss sie oder sollte gerade deswegen nicht das Teuerste, was sie findet, bestellen – und wird erst durch Adam in der Wissenschaft wahrgenommen. Im letzten Drittel geschieht ein Verrat und unerlaubte Annäherung, was in der dargestellten Version leider äußerst aufgesetzt und überzogen und damit unglaubhaft wirkt.
Insgesamt war die Handlung sehr oft recht zäh und es war schwierig am Ball zu bleiben. Das Paar trifft nur selten aufeinander und wenn nur kurz, woher die tiefen Gefühle kommen sollen, bleibt ungewiss. Adam wird allerdings stetig als groß und gutgebaut geschildert, vielleicht hat das etwas damit zu tun. Ach ja, er hat Geld, hält Olivia aus, sonst lässt sich leider nur wenig über ihn sagen. Er ist wie sie der typische männliche Part ohne Milliardär zu sein. Ganz so einfach sind die alten Strukturen dann doch nicht zu durchbrechen, wie es scheint.
„Die theoretische Unwahrscheinlichkeit von Liebe“ bringt einige neue Ansätze mit, ist aber eher für jugendliche Leser zu empfehlen.