Tolle Geschichte, deutsches Cover und Titel konnten mich nicht überzeugen

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Im englischsprachigen Bookstagram habe ich immer wieder „The Love Hypothesis“ gesehen und den Hype um dieses Buch mitbekommen. Am 14.02.2022, also passend am Valentinstag, erscheint nun die deutsche Übersetzung des Buches. Hätte ich das Buch nicht schon gekannt, dann wäre ich vermutlich nicht darauf aufmerksam geworden. Die Covergestaltung trifft nicht meinen Geschmack und in Kombination mit dem Titel hätte ich eher einen literarischen Roman, als eine heitere Liebesgeschichte erwartet. Insgesamt gefällt mir sowohl das englische Cover, als auch der originale Titel um Welten besser – aber dazu später mehr.

Durch den Hype um „The Love Hypothesis“ waren meine Erwartungen an das Buch riesig. Obwohl Liebesromane nicht mein typisches Genre sind, hatte ich durch den Klappentext das Gefühl, dass die Geschichte genau meinen Geschmack treffen könnte.

Im Prolog erleben wir Olive und Adam, die in einem Waschraum zufällig aufeinander treffen. Olive ist nach dem Aufnahmegespräch für ihre Doktorandenstelle ein Malheur passiert, weswegen sie ziemlich aufgelöst ist, als Adam zu ihr stößt. Einige Zeit später treffen die beiden wieder aufeinander, als Olive aus Verzweiflung wahllos einen Mann küsst, der ihr gerade in die Finger kommt. Sie versucht, gegenüber ihrer Freundin eine Beziehung vorzutäuschen. Leider ist Adam nicht gerade ein einfacher Charakter, sein Ruf eilt ihm im Labor voraus.

Schon der Prolog hat mich unglaublich gut unterhalten und ich habe Olive wahnsinnig schnell in mein Herz geschlossen. Ihre unbeholfene, liebenswerte Art – gepaart mit einem sensationellen Humor sind die perfekte Mischung für mich. Ganz authentisch gelingt somit der Einstieg ins Buch und ich war gleich bezaubert von dem Setting. Das wissenschaftliche Umfeld ist über die ganze Handlung hinweg sehr präsent, was für mich ein absolutes Highlight war. Die Kapitel beginnen jeweils mit Hypothesen über die Liebe, die vor allem zum englischen Buchtitel wunderbar passen. Neben dem Fake-Dating-Plot fand ich es unglaublich interessant, dass das MINT-Setting gewählt wurde. In Liebesromanen sehe ich oft Settings wie Krankenhäuser, Tierarztpraxen und Büros, sodass das Labor eine willkommene Abwechselung ist. Beide Charaktere gehen in dieser Umgebung auf und passen sehr authentisch in dieses Umfeld. Olive, die eher verkopft ist und mit Liebe nicht allzu viel anfangen kann. Ebenso Adam, der nerdige, grummelige Mann aus dem Labor. Mir hat es wunderbar gefallen, dass Ali Hazelwood diesem Thema treu geblieben ist und es zentral in die Handlung eingebaut hat. Immer wieder gibt es wissenschaftliche Bezüge und ich konnte beim Lesen immer wieder neues lernen.

Die Liebesgeschichte an sich war nicht weniger überzeugend. Die Dialoge zwischen Adam und Olive stecken voller Situationskomik und hätten für meinen Geschmack nicht besser sein können. Adams trockene Art ist der perfekte Gegenpart zu Olives (teilweise wirren) Gedankengängen, sodass eine unglaublich unterhaltsame Chemie zwischen beiden entsteht. Stellenweise steht Olive sich mit ihren Selbstzweifeln selbst im Weg, was die Handlung immer wieder ausbremst. Für mich war das manchmal ziemlich nervig, weil die ansonsten tolle Geschichte immer wieder einen Dämpfer bekommen hat – so als wolle die Autorin die Sache unnötig in die Länge ziehen. Trotzdem waren sowohl die charakterliche Entwicklung als auch das Ende absolut zufriedenstellend.

Hin und wieder hatte ich das Gefühl, dass Ausdrucksweisen nicht passten oder unglücklich gewählt waren. Meine Vermutung, dass das an der Übersetzung liegt, wurde schnell bestätigt. Ich hab mir das englische eBook gekauft, um einige Passagen zu vergleichen. Obwohl die Übersetzung insgesamt gut gelungen ist, gab es aus meiner Sicht an wenigen Stellen Luft nach oben. Wer gut englisch spricht/liest, hat an der englischen Ausgabe vermutlich mehr Freude, als an der deutschen Übersetzung. Trotz MINT-Fachvokabular empfinde ich die Geschichte auch auf englisch als gut lesbar und verständlich.

Insgesamt konnte „Die theoretische Unwahrscheinlichkeit von Liebe“ meine hohen Erwartungen absolut erfüllt und hat mir wunderbare Unterhaltung bereitet. Egal ob Humor, Romantik oder pikante Szenen – nichts kommt in der Geschichte zu kurz. Ali Hazelwood ist es gelungen, einen großartigen Liebesroman entstehen zu lassen, den ich gar nicht zu ende lesen wollte, weil mir die Figuren so ans Herz gewachsen sind. Durch den wunderbar witzigen, leichten Schreibstil habe ich jedes Kapitel genossen und mich in der Handlung unglaublich wohlgefühlt.

Letztendlich halten mich die Covergestaltung und Titelauswahl davon ab, dem Buch fünf Sterne zu geben, auch wenn ich für die Geschichte eine klare Leseempfehlung ausspreche. Das englische Cover (siehe unten) passt um Welten besser zu dem Buch. Da werden auf einen Blick die zwei zentralen Faktoten des Buches aufgegriffen: Das Setting in einem wissenschaftlichen Labor und der Kuss, der zu allem weiteren führt. Das deutsche Cover wirkt im Gegensatz dazu nichtssagend und stellt keinen direkten Zusammenhang zur Handlung her. Für mich leider ein schwerwiegender Punkt, denn Cover und Titel sind nun mal das Erste, worauf ich bei einem Buch schaue.

– Meine Bewertung: 4 von 5 Sternen –