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franci Avatar

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"Denn ich beginne mich zu fragen, ob vielleicht genau das Liebe ist. Dass man bereit ist, sich zu zerreißen, damit der andere ganz er selbst bleiben kann."

„Die theoretische Unwahrscheinlichkeit von Liebe“

Was nach einem schlechten Ratgeber klingt, war letztendlich ein überraschender, frischer Roman, der trotz wissenschaftlichen Fachbegriffen Humor, Tiefsinn, bewegende und romantische Momente bereithält.
Eine Doktorandin, die mit einem Dozenten ausgeht.
Eine Fake-Beziehung, die schon vorher beginnt.
Und eine rührende Geschichte an der biologischen Fakultät von Stanford.

Von Anfang an empfand ich Dr. Adam Carlsen als interessant, hinter seinem knallharten, unnahbaren Auftreten versteckt sich mehr. Wie dieser Mann beschrieben wurde, ließ selbst meine Knie weich werden und ich konnte mir lebhaft vorstellen, welche Wirkung er auf das weibliche Geschlecht hat. Also, abgesehen von „angsteinflößend“.
Olives Gedankengänge, die öfter verwurschtelt sind, immer häufiger aus der für sie typischen rationalen Schiene ausbrechen, waren erheiternd und abwechslungsreich. Die Unwissenheit bzgl. ihrer Gefühle, Intimität, dem „angemessen Verhalten in einer (Fake-) Beziehung“ (…) empfand ich als authentisch, süß, einmalig dargestellt. Es war ein Schwanken zwischen nüchterner Betrachtung und schüchterner Aufregung.

Doch die Fake-Liebe hat nicht nur ein fiktives Regelwerk, sondern auch ein festgelegtes Ablaufdatum … wer konnte denn wissen, dass Adams Beweggründe, diesem Arrangement zuzustimmen, in einem Ereignis verankert sind, dass ihn jahrelang nie losgelassen hat, tiefer gehen, als die harte Schale vermuten lässt? Und wer hätte ahnen sollen, dass in Olives Leben neben ihrem Forschungsprojekt auch Platz für gute Gefühle und neue Empfindungen ist? Für Romantik und Liebe?

Umso weiter die verfahrene Situation voran schreitet, umso mehr Details bekommt der Leser, die das Verhalten der beiden nachvollziehbar machen. Leise Ahnungen und Vermutungen über persönliche Intentionen und das wahre Wesen schleichen sich an – und es macht Spaß, dieses Auf und Ab, die direkten Worte, die Entwicklung.
Selbst auf emotionaler Ebene konnte mich die Autorin erreichen, mitreißen und berühren, durch unerwartete Spannung wurde der schlicht anmutende Roman zu einem regelrechten Pageturner. Hervorzuheben ist, dass Ali Hazelwood anspricht, wie wenig das weibliche Geschlecht in der Forschung, die realistisch dargestellt wurde, vertreten ist, zudem gibt es quere Charaktere und schräge Drinks.

Olives Selbstlosigkeit brachte sie in diese „Beziehung“, doch das hält sie zu keiner Zeit davon ab, das Wohl anderer an erste Stelle zu setzen. Ihr Verhalten war herzerwärmend und ehrlich, obwohl ich sie öfter schütteln wollte, denn ihre Naivität in Sachen Liebe und ihre verwurzelte Angst scheinen dem eigenen Glück frühzeitig den Gar auszumachen. In Adam hatte ich mich umgehend verliebt – trotz seiner verbissenen und mürrischen Art. Auch Malcolm und Holden sowie der Auslöser des Lügengebildes, Ahn, blieben nicht blass, waren stets präsent, sodass dieses abwechslungsreiche Buch vor Facetten und Kreativität strotzt.

Ja, es war ein Fest, Olive und Adam zu begleiten, von einer Skurrilität in die nächste zu stolpern, die perplexen, regelrecht unbeholfenen Reaktionen und den saftigen Schlagabtausch zu erleben.
Zarte Intimität, Vertrautheit und leises Verlangen fügten sich stimmig ein.
Die Autorin verleiht ihren Charakteren etwas Echtes, das Geschehen ist lebendig und nichts wirkt gestellt. Der Verlauf glänzt mit etlichen Überraschungen, Humor, Charme und Spannung. Zudem hat Ali bewegende Aussagen u. A. über Selbstzweifel und Unzulänglichkeiten eingeflochten, bringt gleichermaßen zum Nachdenken und Wohlfühlen, erschuf Freundschaften, die fester und inniger nicht sein könnten. Ich fieberte mit und, obwohl ich anfänglich unsicher war, verschlang ich die Geschichte binnen 24 h.

Habe ich geweint? Vielleicht. Ja.
Hätte ich Olive und Adam gerne zueinander gestoßen? Naja. Definitiv!
Musste ich Lächeln, Lachen und Seufzen? Ganz bestimmt … sogar.