Leider nicht überzeugend

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dodona Avatar

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Es kann schwierig sein einen historischen Roman zu lesen, wenn man selber sehr an Geschichte interessiert ist, oder dieses Fach studiert hat. Leider hatte ich diese Schwierigkeit bei "Die Tochter der Hungergräfin".

Zunächst: Der Schreibstil der Autorin an sich hat mir gefallen, er ist flüssig und so ist es ein leichtes, über die Seiten zu fliegen. Der Roman deckt einen Zeitraum von knapp 25 Jahren ab, also auch die Möglichkeit einer interessanten Charakterentwicklung. Erst gegen Mitte des Buchs hatte ich allerdings das Gefühl, dass die Geschichte richtig Fahrt aufnahm. Die Liebesgeschichte hat leider einen sehr kleinen Teil eingenommen, da hätte ich mir mehr einblicke gewünscht. Andererrseits spiegelte es die häufige Realität des Adels wider, dass für Romantik nicht allzu viel Platz war.

Beim Lesen hatte ich eher das Gefühl, dass die Autorin ein Setting beschrieb, dass erst hundert Jahre später, also ca. Spätbarock/Rokoko, passen würde, aber nicht zur Zeit des Dreißigjährigen Krieges.
Als die Hungergräfin beispielsweise einen Kaffee zum Frühstück verlangt, um ihre Nerven zu beruhigen, wurde das vollkommen unkommentiert geschrieben. Fraglich, dass ein finanziell gebeuteltes Grafenhaus um 1630/40 die Mittel hatte, um sich einen solchen Luxus zu leisten, wenn es damals noch nicht einmal Kaffeehäuser gab.

Im Nachwort spricht die Autorin von den Unterlagen, die sie im Zuge ihrer Recherche gelesen hat und dass sie dankbar dafür ist, dass sie in ihren Jugendjahren Sütterlin gelernt hat. Aua. Sütterlin ist eine Schrift, die erst Anfang des 20. Jahrhunderts entwickelt und gelehrt wurde - also vollkommen ausgeschlossen, dass sie originale Schriften aus dem 17. Jahrhundert in dieser Schrift gelesen haben soll. Maximal Abschriften, die im 20. Jahrhundert angefertigt worden sind.

Knapp 300 Seiten finde ich für einen historischen Roman, der über Jahrzehnte die Geschehnisse und Charaktere beschreibt doch etwas knapp.

Für mich kein Roman, den ich ein zweites Mal lesen würde. Leider, da ich den Klappentext sehr interessant gefunden habe und die Thematik, wie sich adelige Frauen in der damaligen Zeit behaupten konnten.