Spannendes Leben im 30jährigen Krieg

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In einer Zeit, zu der die Buchhandlung voll liegen mit Romanen auf denen Frauen von hinten oder von der Seite zu sehen sind und die irgendwelche reißerischen Überschriften haben, kann ein solches Buch untergehen. Es gab sie aber tatsächlich, die Hungergräfin; sie wurde in einem anderen Buch bereits ausführlich beschrieben und ist auch über Wikipedia und ähnliche Quellen recherchierbar. Annette Spratte hat sich mit ihr beschäftigt und ein Buch über ihre älteste Tochter geschrieben. Die Informationen über die Protagonistin, Ernestine von Sayn und Wittgenstein sind wohl rar gesäht. Spratte hat das Vorhandene genutzt und sich für Ernestine ein mögliches Leben erdacht. Dabei waren vielfach Rückbezüge auf das besser dokumentierte Leben der Mutter möglich. Herausgekommen ist kein wissenschaftliches Buch sondern ein gut lesbarer Roman, der Interesse an den handelnden Personen weckt. Schön herausgearbeitet ist m.E. die mögliche Entwicklung zu einer fortschrittlichen Regentin unter dem sicherlich mächtigen Vorbild der ungewöhnlichen Mutter. Ernestine wurde im 30 jährigen Krieg geboren und Spratte nimmt sich die Zeit, auch Auswirkungen dieses Krieges auf Land und Leute zu beschreiben. Ungewöhnlich spät heiratet Ernestine einen besonderen Mann. Dieser hätte vielleicht ein eigenes Buch verdient; ich kannte ihn bisher gar nicht. Angenehm ist, dass weder ein Liebesroman daraus wurde noch ein trockener Schinken. Spratte kann gut erzählen und so mag man das Buch nicht aus der Hand legen.
Für mich ist das solide Unterhaltung, die ich gerne mit 4 Sternen bewerte.