Farbenprächtig und fesselnd!

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Inhalt
Antonia Thomasius kehrt aus Afrika zurück, sie möchte eigentlich ihre Dissertation zum Thema „Bilharziose“ schreiben, aber es besteht kein Interesse an einer Arbeit zu diesem „exotischen“ Thema.
Ihre Schwester Henny, die ein zweites Kind bekommen hat, heiratet ihren früheren Ehemann Victor erneut und geht mit ihm und ihren Kindern nach Kalifornien, wo Victor im Filmgeschäft tätig ist. Da bietet es sich für Toni an, an Hennys Stelle gemeinsam mit der befreundeten Ärztin Celia Fahrland in der Praxis zu arbeiten, auch Tonis früherer Kommilitone Guntram steigt als Kinderarzt in die Gemeinschaftspraxis ein.
In Deutschland verändert sich unterdessen das öffentliche Leben, die Inflation hat viele Haushalte ärmer gemacht und auf den Straßen werden Kämpfe zwischen Kommunisten und Nationalsozialisten ausgetragen. Als Toni einen dunkelhäutigen Amerikaner, der sich bei den Kommunisten engagiert, kennenlernt, wird ihr bewusst, wozu die Nationalsozialisten fähig sind. Dass sich ihr Cousin Franz von Freystetten deren Partei angeschlossen hat, führt auch innerhalb der Familie zu Zerwürfnissen…

Beurteilung
Das dem Roman vorangestellte ausführliche Personenverzeichnis erleichtert die Orientierung, trotzdem ist es empfehlenswert, zuerst den ersten Band der Reihe um die Thomasius-Schwestern „Zeit der Sehnsucht“ zu lesen. Auf dessen Handlung wird wiederholt Bezug genommen und auch die Vorgeschichte um die Familien von Freystetten und Thomasius aus der Reihe um Hennys und Tonis Mutter Ricarda kommt zur Sprache.
„Zeit der Hoffnung“ thematisiert die Situation in Deutschland um das Jahr 1930, die von wirtschaftlichen Problemen und politischer Unsicherheit geprägt ist. Straßenschlachten zwischen Kommunisten und Nationalsozialisten sind in Berlin an der Tagesordnung, die Schlägertrupps der SA haben keine Hemmungen, „missliebige“ Menschen auf offener Straße zusammenzuschlagen. Die Polizei schaut bei solchen Taten nicht selten weg und ist bei der Strafverfolgung wenig engagiert.
Weniger bedrückend ist der Handlungsstrang, der in Amerika spielt und einen interessanten Einblick in das damalige Filmgeschäft bietet. Hier trifft der Leser auf reale historische Persönlichkeiten, wie die Autorin Vicky Baum, deren Roman „Menschen im Hotel“ verfilmt werden soll, und die Schauspielerin Marlene Dietrich.
Der Erzählstil ist abwechslungsreich und sehr anschaulich, er erzeugt bei der Lektüre ein farbenprächtiges „Kopfkino“. Die Romanfiguren sind gründlich individuell ausgearbeitet, jedoch – wie im vorherigen Band – gelegentlich etwas überzeichnet. Toni ist noch immer im Umgang mit Männern etwas inkonsequent und weiß nicht so recht, was sie will, sie erscheint wankelmütig. Ihre wilde Cousine Frieda von Freystetten macht eine Veränderung durch, die in dieser Form nicht realistisch anmutet.

Fazit
Ein farbenprächtiger Roman, der fesselnde Unterhaltung bietet!