Anspruchsvoll, absolut lesenswert

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heidersv Avatar

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Mit "Die Topeka Schule" hat Ben Lerner ein außergewöhnliches Stück Literatur geschaffen. Der Klappentext verrät viel, und er verweist auf die Fulminanz in der sprachlichen Gewalt. "Multiperspektivisch" ist richtig und macht das Lesen zu einem Vergnügen, aber zu einem ausgesprochen anspruchsvollen Vergnügen. Es kommt Adam selbst zu Wort, der begabte Sohn von Jonathan und Jane, beides Therapeuten in einer fiktiven Foundation, in der es von dieser Sorte nur so wimmelt. Hier wird sich gegenseitig therapiert. Die vierte Person ist der Außenseiter, der geistig zurückgebliebene Darren, der in dieses Geflecht hinein kommt und ... (SPOILER).
Im besten Hegelschen Sinne wird in dem Buch Dialektik geübt, These, Antithese, Synthese, teilweise an Ort und Stelle oder auch zwischen den Kapiteln. Ein Beispiel als Beleg: "sie (die Kinder) würden libidinös zur Massenkapitulation gedrängt ohne dass es etwas gebe, wovor sie kapitulieren könnten; sie glaubten nicht einmal mehr an Geld oder an die Wissenschaft oder dieser Glaube sei unzureichend; ...; mit einem Wort, sie seien überfüttert; mit einem Wort, sie seien am Verhungern."
Das ist einfach großartig.
Ein großes Lob an "Vorablesen", dass sie dieses Buch in ihre wöchentliche Auswahlliste aufgenommen haben.