Ein nachhallender Roman amerikanischer Zeitgeschichte

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Eine Geschichte über das Erwachsenwerden eines Schülers der 12. Klasse mitten in Amerikas Mittlerem Westen, in Kansas Hauptstadt Topeka. Adam ist 17 Jahre alt und Sohn einer berühmten Schriftstellerin, Feministin und Psychologin, Jane. Sein Vater, Jonathan, ein Psychologe einer Foundation, der sich mit nicht integrierten Jugendlichen befasst. Darren, der 4. Protagonist in diesem Roman, ist sein Klient. Der Roman ist unterteilt in diese unterschiedlichen Perspektiven. Die Abschnitte über Darren und Adam werden betrachtend beschrieben, wohingegen Jane und Jonathan in der Ich-Form erzählen. Jede Episode ist in sich geschlossen. Der Roman beginnt Ende des letzten Jahrhunderts und endet gut 20 Jahre später mit Adam als Erwachsenen. Ein Stück Zeitgeschichte, dargestellt an den Irrungen und Wirrungen der Familie Gordon, in deren Obhut Adam zum Mann heranreift. Doch welche Art von Mann wird, will er werden?

Der Rote Faden des Romans verdichtet sich in Adams meisterlicher Rede um die Debattiermeisterschaft. Sie ist ein Plädoyer für die Menschlichkeit, erfrischend und zeitkritisch.
Sie steht für den Roten Faden dieses Buches – das Menschliche, Andersartige zu betrachten und anzuerkennen.
Die Szenen auf dem Spielplatz gut 20 Jahre später zeigen, dass sich die Zeit gewandelt hat und eine Betrachtung der Gegenwart anders möglich wird.
Die Erziehung Adams, sein Umfeld, sein Beleuchten eines Problems von allen Seiten aufgrund seiner sprachlichen Begabung, haben ihn zu einem zeitkritischen Erwachsenen heranreifen lassen, der nicht hinnimmt, sondern agiert.

Ben Lerner ist ein sensibler, geschulter Beobachter, ein Sprachkünstler, der Stellung bezieht. Der
Roman verlangt volle Konzentration und Einlassen. Durch die anfängliche Überraschung durch sprudelnde Sätze, fließende Gedanken, erstmals verwirrt, doch dann belohnt; sprachlos durch kluge Wahrheiten, die auch weit verbreitete Lebensweisheiten zurechtrücken.

Besonders haben mir gefallen:

Adam über Darren: S.171 "...er war ihr Victor von Aveyron, ihr Kaspar Hauser. Konnte er ihre Sprache und Gebräuche lernen? Nur fast und mit seinem Scheitern übte Darren eine wichtige soziale Funktion aus: er naturalisierte ihr eigenes angeeignetes Gerede und Ritual; Darren half Ihnen, sich treu zu bleiben."

Adam über Jasons verhalten zu Darren S.172 „....er fuhr fort, den pervertierten, privilegierten Untertanen des Imperiums zu bestrafen....seine Peiniger waren zugleich seine Beschützer...“;
was Konsequenzen nach sich zog.

Jane: S.295 ...der junge Evanson verkörperte, was uns störte – die choreographierte Spontaneität, alles im Dienste der Manipulation, des Gewinnens. Doch die kleine Geste, die Evanson zu eliminieren versuchte, stand für etwas anderes.

Der Roman berührt. Ein lange nachhallender Ausschnitt amerikanischer Zeitgeschichte, außergewöhnlich dargebracht.