Gesellschaftsanalyse

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"Die Topeka Schule" ist ein Roman des Autoren Ben Lerner, liegt hier in einer Übersetzung von Nikolaus Stingl vor, umfasst 393 Seiten und erscheint im Herbst 2020 im suhrkamp Verlag.
Der Roman dreht sich um die Figur Adam Gordon, ein Jugendlicher, der im Mittleren Westen der 1980 und 1990 aufwächst. Das Elternhaus wird von 2 Erwachsenen dominiert, die jede seiner Regungen therapeutisch zerpflücken, während an der Highschool ein Männlichkeitsbild propagiert wird, dem Adam – ein begnadeter Debattierer und Lyriker – ebensowenig entspricht. Und so macht Adam in die Bekanntschaft mit Darren, was fatale Folgen mit sich bringen soll.
Lerner ist mit seinem Protagonisten eine wirklich geniale Hauptfigur gelungen, die starke autobiografische Züge aufweist. Eingepfercht zwischen dem Gesellschaftsbild seiner Eltern und der Realität seines Sozialisationumfeldes schauen wir ihm dabei zu, seine eigene Rolle zu finden. Adam zur Seite stellt er weitere Figuren, die ebenbürtige Komplizen für einen gelingen Plot sind. Und so werden weitere Gegensätze der US-amerischanischen Gesellschaft unter die Lupe genommen: Feminismus vs. Männerdomäne, würdiges Altern vs. Demenzerkrankung, Bildung & Wissenschaft vs. Phrasendreschen.
Allerdings ist der vorliegende Roman wirklich keine leichte Kost, die man "eben mal im Vorbeigehen liest". Das verhindert schon Lerners Sprachziel, der durchzogen ist von soziologischen, politischen und psychologischen Begriffen wie Phosphene Auslöser, Rorschachtest, Biofeedback... und auch sonst ein fast lyrisches Niveau erreicht. Auch brauchte ich einige Seite, um mich in die Denke des Autoren einzulesen, bei allen Schilderungen seine soziokulturellen Ansichten zugrundezulegen und die Querverbindungen nachzuvollziehen.
Trotz dieser Herausforderungen ein gutes Buch, welches einem sozialkritischen Publikum gewidmet ist.