Inspiration und Sprachgewalt

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merkurina Avatar

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Dieses Buch war für mich eine großartige Entdeckung! Vielleicht muss man mit der Psychoanalyse vertraut sein, deren Denkart sogar mögen, um von diesem Buch so begeistert zu sein, wie ich es war. Denn dann ist das immer wieder assoziative Durcharbeiten verschiedener Motive, das hier mit enormer Sprachgewalt stattfindet, gar nicht so befremdlich. Auf mich hat dieses Buch einen echten Sog entwickelt - Literatur, wie sie sein soll!
Es ist eine Art personenbezogener Episodenroman, der mich in seiner Machart an filmische Techniken wie in short cuts von Robert Altman erinnert. Die Erzählungen, die aus der Sicht von Adam sowie seinem Elternpaar Jonathan und Jane jeweils wichtige Lebensereignisse erfassen, nehmen in einzelnen Motiven Bezug aufeinander und verschieben doch den Fokus in jeweils neue Richtungen. Einzig die Passagen zu Darren vermochten mich weniger anzusprechen, allein schon die kursive Schrift nervte mich, der schlechten Lesbarkeit wagen, aber auch, weil ich es nicht ganz zu deuten wusste.
Dieses Buch zeigt, wie heilend, aber vielleicht auch nur trügerisch tröstend Sprache bzw. ihre Beherrschung sein können. Denn auch wenn die meisten Episoden eher verstörenden Inhalts sind, wirkt die Brillianz der Sprache als könne sie dies Bemeistern. Andererseits sind die Passagen über das Schnellsen für mich wirklich verstörend; das klingt ganz furchtbar.
Die überraschende politische Gegenwärtigkeit und Bestimmtheit am Ende des Buches fand ich sehr angenehm - wo es ansonsten zwar ein Buch ist, das eine Haltung einnimmt, aber nicht dezidiert politisch argumentiert.