Historischer Krimi im besetzten Paris

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kleine hexe Avatar

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Ich war schon öfters in Paris, habe dadurch im Buch manche Straßen und Plätze wieder erkannt. Und war heilfroh, dass wir als Touristen da waren, als Freunde, als Genießer dieser wunderbaren Stadt.
Die Handlung des Krimis setzt ein mit dem Einmarsch der Wehrmacht in Paris. Inspecteur Edouard Giral untersucht den Tod von vier unbekannten Männern, die in einem geschlossenen Güterwagon am Austerlitzer Rangierbahnhof vergast gefunden wurden. Die grausame Todesart der vier Männer lässt Inspecteur Giral in Flashbacks die Frontgräuel des ersten Weltkrieges wieder erleben. Aber er muss den Tod der vier Männer untersuchen und das unter erschwerten Bedingungen: deutsche Truppen haben rings um das Areal Position bezogen und beobachten das Geschehen genauestens, sozusagen mit deutscher Gründlichkeit.
Das Buch ist sehr spannend geschrieben und spielt auf zwei Ebenen: Einmal 1925 als Eddie Giral sich zu seinem mageren Polizistengehalt noch ein Zubrot verdient als Rausschmeißer in diversen Bars. Da lernt er schon diverse zwielichtige Gestalten kennen, denen er dann auch 1940 in der zweiten Handlungsebene, unter deutscher Besatzung wieder begegnet. Und wie nicht anders zu erwarten, haben die „Halbseidenen“ sogleich mit den Besatzern paktiert. Noch lange bevor Marechal Petain das tun konnte.
Nun beginnt ein mehr oder weniger vorsichtiges Lavieren und Handeln seitens Girals damit er das Leben seines Sohnes, sein eigenes aber auch das von polnischen und englischen Flüchtlingen rettet. So “nebenbei“ löst er den Mord an den vier Unbekannten im Güterwagon und einen lange zurück liegenden Mord aus seiner Anfängerzeit bei der Polizei.
Das Buch ist gespickt mit herrlichen Repliken, Aussprüchen, Bemerkungen und Dialogen. Eddie Giral lässt sich nicht die Schnauze verbieten, auch wenn es ihm manche Faustschläge einbringt. Er spielt Gestapo, SS und Wehrmacht gegeneinander aus. Gleichzeitig mischt er auch gehörig seine eigene Dienststelle auf, da er da etliche Zuträger oder Spione der Deutschen vermutet. Die Ironie seiner Sprüche lässt manche Szene erträglicher wirken als sie eigentlich ist. Der Grundton des Buches ist trotzdem bedrückend. Man vermeint im Hintergrund ständig die Panzer und andere schwere Fahrzeuge der Wehrmacht zu hören. Das ganze öffentliche Leben in Paris ist erstarrt. Esprit und Savoir-Vivre von Paris scheinen ins „Rien“ zu zerfallen. Bis August 1944 scheint es noch weit. Vielleicht lässt Chris Lloyd den kaltschnäuzigen Inspecteur Edouard Giral noch in dieser Zeit weiter ermitteln.