Komplex

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amena25 Avatar

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Als die Deutschen am 14. Juni 1940 in Paris einmarschieren, werden am Gare d’Austerlitz vier Polen ermordet in einem Eisenbahnwaggon aufgefunden. Inspecteur Éduard Giral beginnt zu ermitteln und stößt auf Spuren von Giftgas, das im 1. Weltkrieg verwendet wurde. Kurz darauf begeht ein weiterer polnischer Mann mitsamt seinem kleinen Sohn Selbstmord. Offenbar stammen alle Toten aus derselben polnischen Stadt.
Girals Ermittlungen werden durch die Regeln der deutschen Besatzer, aber auch durch Widerstände in den eigenen Reihen erschwert. Zudem mischen sich Wehrmacht, Gestapo und Geheime Feldpolizei in seine Recherchen ein. Giral gerät zwischen die Fronten und in ein verwirrendes Labyrinth von Intrigen und Machtspielen.
Immer wieder kreuzen sich Girals Wege mit denen des undurchsichtigen Majors Hochstetter von der Abwehr: Giral weiß nicht, ob er ihm vertrauen kann oder ob er ihn doch besser als Feind, mit dem er nun gezwungenermaßen zusammenarbeiten muss, betrachten soll.
Zudem taucht Girals Sohn Jean-Luc auf, der vor den Deutschen auf der Flucht ist und entschlossen ist, sich gewaltsam gegen die Besatzer zur Wehr zu setzen.
Der eigentliche Kriminalfall gerät vor dem historischen Hintergrund zunehmend ins Hintertreffen. Dieser historische Hintergrund wird jedoch anschaulich und spannend geschildert und auch die Figur Eddie Girals, der das Geschehen in der Ich-Perspektive erzählt, was etwas gewöhnungsbedürftig ist, wirkt sympathisch und interessant. Seine Geradlinigkeit, sein Kampf für die Gerechtigkeit, aber auch seine Schwächen wirken authentisch.
Die Handlung ist durch die verschiedenen Intrigen und Interessen der beteiligten Gruppen äußerst komplex, sodass man, wie auch Giral, gelegentlich den Überblick verliert. Am Ende wird der Fall zwar aufgeklärt, aber ein Krimi oder Thriller ist ,,Die Toten vom Gare d’Austerlitz“ in meinen Augen nicht.