was Krieg mit Menschen macht...

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yaltur Avatar

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"Die Toten vom Gare d'Auterlitz' ist kein klassischer Kriminalroman - auch wenn die Ausgangssituation (Mord - Kommisar - Auflösung) diesem entspricht. Das Buch schildert vielmehr, was Krieg aus den Menschen macht - den Besatzern und den Besetzten, den Flüchtlingen und den Mittätern. Die Stimmung in Paris ist atmosphärisch beschrieben, die Veränderung im Leben auf der Straße, die ständige Angst, vor allem aber die andauernde Unsicherheit. Den Kommisar beschäftigt dies fortwährend - wem kann er trauen? Wem nicht? Kann er sich selbst trauen? Die Auflösung bringt somit letztlich auch keine Erleichterung, Opfer bleiben alle (wenngleich dem Leser zumindest ein bißchen Happy-End gegönnt ist).
So atmosphärisch dicht das Buch, geschrieben ist, so genau die Figuren gezeichnet sind, so sarkastisch-pointiert manche Gedanken des Kommisars sind: Die Geschichte ist nicht immer leicht zu lesen. Zu viele Unsicherheiten und Verwirrungen prägen den Verlauf, am Ende hat der Kommisar Klarheit, der Leser / die Leserin muss aber nochmal in die Irre geleitet werden. Das ist schade und wirkt dann doch zu konstruiert. Alles in allem ein Buch, das man am Besten am Stück lesen sollte und das einem einen dichten Einblick in die Zeit und ein durchaus symphatischen Protagonisten bietet.