Zu viel gewollt

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Leerer Stern Leerer Stern
raschke64 Avatar

Von

14.6.1940. Die Nazis marschieren in Paris ein. Gleichzeitig werden auf einem Güterbahnhof in einem Waggon vier Leichen gefunden. Es sind Polen und sie wurden vergast. Inspektor Eduard Giral untersucht das Ganze. Trotz der neuen Beschränkungen und der verschiedenen zuständigen Behörden versucht Giral, die Morde aufzuklären.

Das Buch ist als Kriminalroman deklariert. In meinen Augen ist das falsch. Denn der Kriminalfall bildet eigentlich nur den Anfang und das Ende des Buches. Gerade am Ende scheint es fast so, als müsste noch schnell ein Täter gefunden werden. Obwohl die Sache eigentlich inzwischen uninteressant ist. Und bis dahin auch nicht wirklich spannend. Der Zeitrahmen allerdings ist interessant gewählt. Mit der Übernahme von Paris durch die Deutschen entsteht kurzzeitig eine Art Vakuum. Egal, ob Wehrmacht, Gestapo, SD oder wer auch sonst, jeder behauptet, dass nur er das Sagen hat. Die vielen unterschiedlichen Interessen sind sehr verwirrend, wenn man sich nicht im Detail damit auskennt. Für mich war Giral als Hauptperson nicht wirklich authentisch und überzeugend. Gerade in den ersten Tagen wird er quasi gefühlt stündlich zusammengeschlagen. Oder er schlägt jemanden zusammen. Oft war die Gewalt sehr plötzlich und für mich nicht immer erklärbar, trotz seiner Vergangenheit, mit der er immer noch schwer zu kämpfen hat. Eigentlich hätte er kaum noch laufen können nach den vielen Verletzungen und trotzdem rennt er andauernd durch die Straßen. Alles in allem ist mein Fazit, dass in dem Buch zu viel gewollt wurde. Der Autor hat sich nicht für einen reinen Krimi entschieden, aber auch nicht für einen reinen Roman. Für mich keine gute Entscheidung.