Die Totgesagten - komplex, aber sehr reizvoll

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Meine Neugier ist geweckt!

Der Kriminalroman wird mit der Vorstellung zahlreicher Handlungsstränge und Charaktere auf nur wenigen Seiten eröffnet. Dies mag zu Anfang auf den Leser recht irritierend wirken, doch gleichzeitig wird durch die polarisierenden Figuren mein Interesse geweckt. Auch der flüssige, gut zu lesende Schreibstil der Autorin trägt dazu bei, dass ich mich zu Beginn der Lektüre direkt wohl gefühlt habe.
   
Das Cover des Buches ist ebenfalls gut gelungen. Es fällt sofort ins Auge und mir war - ohne die Autorin oder den Klappentext zu kennen - sofort klar, dass dieses Buch ein Kriminalroman ist. Eine schöne Umschlaggestaltung!

Der aktuelle Roman ist Teil einer Serie um die Schriftstellerin Erica Falck und den Polizisten Patrik Hedström. Dieser bekommt eine neue sehr ehrgeizige, aber durchaus nicht unsympathische Kollegin - Hanna Kruse - und beide werden direkt mit einem Fall betraut. Sehr vielversprechend, da Patrik eher das Gegenteil zu seiner neuen karrierebewußten Kollegin darstellt und ein erstes Kennenlernen entfällt, da die beiden direkt mit einer Aufgabe, der Untersuchung eines Autounfalls mit Todesfolge, konfrontiert werden.

Neben diesem Handlungsstrang findet sich der Leser noch in fünf weiteren Situationen wieder. Marit, die mit Kerstin in einer lesbischen Beziehung lebt, wird nach einem Streit vermisst. Das Opfer des von Patrik zu untersuchenden Autounfalls wurde von ihm auch als “Marit” identifiziert. Möglicherweise erfährt der Leser also erste Details über das Opfer des Unfalls und es stellt sich die Frage, ob es sich wirklich nur um einen "Unfall" handelt oder ob mehr dahintersteckt.

Weiterhin wird ein kurzer Einblick in den zur Zeit recht turbulenten, kinderreichen Alltag von Patriks Lebensgefährten Erica gewährt. Die Neugier wird geweckt, da das aktuelle Geschehen um Ericas Schwester Anna (Dämmerschlaf, Kinderbetreuung durch Erica) weitere Fragen aufwirft.
Im frisch renovierten Haus und Vorzeigeobjekt des Bürgermeisters Erling findet eine Sitzung statt. Der Dreh einer Reality-Soap in der Gemeinde steht kurz bevor und unter den Sitzungsteilnehmern herrscht nicht nur Begeisterung darüber. Ein unsympathischer, machthungriger Bürgermeister, eine “Vorzeigegattin”, ein neidischer Vorgänger - daraus werden sich hoffentlich interessante Entwicklungen ergeben. Auch die kurze Vorstellung von zwei eher außergewöhnlichen Darstellerinnen (eine Ritzerin und eine Sexbombe) für den TV-Dreh sowie der Dreh der Reality-Soap an sich eröffnen zahlreiche Möglichkeiten.
Schließlich lernt der Leser noch Bertil Mellberg, einen Kollegen Patriks, kennen. Mellberg, in den vergangenen Jahren seines Lebens nicht gerade vom Schicksal mit Glück überhauft, ist nach einer Begegnung beim “Tanz auf der Tenne” frisch verliebt und möchte Rose-Marie, die neue Frau in seinem Leben, gerne wiedersehen. Auch diese Entwicklung macht neugierig. Wird es ein Wiedersehen geben? Wird Mellberg sein Glück finden?

Alles in allem ist der Einstieg in den Roman zwar etwas verschachtelt und damit nicht sehr einfach zu lesen, aber gerade das gefällt mir. Die eröffneten Szenarien und die einzelnen Charaktere sind so interessant dargestellt, dass meine Neugier und meine Lust zum Weiterlesen geweckt sind. Wie fügen sich die einzelnen Handlungsstränge zusammen? Wer steht in welcher Verbindung zu wem? Wie gestaltet sich der zu lösende Kriminalfall? Die Leseprobe eröffnet dafür zahlreiche Möglichkeiten und ich würde sehr gerne weiterlesen, um herauszufinden, inwiefern die Autorin davon Gebrauch gemacht und diese umgesetzt hat.