Drei Brüder und die Wunden ihrer Kindheit

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Die Brüder Nils, Benjamin und Pierre verbringen die Sommer ihrer Kindheit in einem abseits gelegenen Sommerhaus, mit einem See direkt vor dem Haus und jeder Menge Wald. Jedes Jahr erholen sich ihre Eltern hier von der Arbeit, es gibt die ein oder andere gemeinsame Tradition, aber meistens sind die drei Jungen auf sich allein gestellt. Die Eltern haben eher weniger Bedenken, die Kinder aufs Abenteuer erleben in den Wald zu schicken, wo sie sich dann verlaufen oder sie zu einem Schwimmwettkampf aufzufordern, bei dem die drei dann fast ertrunken wären, ohne das ihre Eltern das überhaupt mitbekommen. Die Mutter ist eine sehr sprunghafte, launische Person, die ihre Zuneigung nur sehr spärlich an ihre Söhne verteilt und gerade deshalb buhlen diese um jede Zuwendung, um jedes bisschen Zärtlichkeit und Anteilnahme. Der Vater versucht zumindest, seinen Kindern nah zu sein und unternimmt ab und zu etwas mit ihnen, aber letztendlich ist auch er vor allem mit sich selbst beschäftigt und auch die streitgeprägte Partnerschaft spielt hier eine Rolle, wobei das meiste hinter verschlossenen Türen stattfindet. Die Brüder bleiben außen vor.
Jahre später fahren die drei noch einmal zu ihrem Feriendomizil, mit der Urne der verstorbenen Mutter auf dem Schoß, um sie dort, ihrem Wunsch entsprechend, zu verstreuen.
Dies ist eine sehr beklemmende intensive Geschichte über die Wunden einer Kindheit, die in allen drei Brüdern weiter lebt und die an diesem Ort, der noch genauso ist wie damals, schmerzhafte Erinnerungen weckt. Und wenn sie, nun ja erwachsen, es auch nicht wollen, so kommt es hier zum Ausbruch dieser Gefühle. Die Verletzungen sitzen einfach zu tief.
Und als Leser erlebt man dies alles mit, da gibt es wenig 'Atem holen'. Man kann sich sehr gut vorstellen, unter welcher Bedrückung, wie unter einer Art Glocke, die drei gelebt haben.
Ein richtig gutes Buch, sehr echt, ganz und gar.