Ein aufwühlender Roman mit Überraschungen negativer Natur!

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Pierre, Nils und Benjamin haben ihre Kindheit in einem Holzhaus am See verbracht, umgeben von Birken. Die Kindheit wirkt anfangs unbeschwert und leicht. In späteren Rückblicken erfahren wir Stück für Stück vom Familienleben. Es entwickelt sich eine gefährliche und düstere Atmosphäre. Zwanzig Jahre später treffen die drei Brüder wieder aufeinander. Ihre Mutter ist gestorben und ihr letzter Wunsch ist, ihren Frieden am See zu finden.

Schweden wie man es sich vorstellt. Stille am See, Licht bricht durch die Birkenblätter. Leises Rascheln. Die Holzbretter am Haus knarzen. Sanfte Wellen, die aufs Ufer treffen. Tobende Kinder. Ausgelassen. Die Eltern sitzen am See und schauen den Jungs beim spielen zu. Sie trinken, ein Glas hier, ein Glas da. Ein Glas zuviel und sie lassen die Kinder Kinder sein. Die Stimmung kippt in den seltsamsten Situationen. Unberechenbar. Nach und nach rollt eine ungemütliche Walze auf die Familie zu. Sie ist nicht zu bremsen und nimmt Formen an, die man kaum aushält. Mir war schon lange nicht mehr so schlecht. Trotz dieser emotionalen Grausamkeiten liest man das Buch weg wie nichts. Man fühlt sich schutzlos und ausgeliefert. Nils flüchtet nach seinem Abi. Benjamin versteht die Welt nicht mehr. Sein großer Bruder hat sich nicht verabschiedet und mit Pierre versteht er sich komischerweise zuhause. In der Schule gehen sie jedoch aneinander vorbei als würden sie sich nicht kennen.

Alex Schulman hat einen so interessanten Roman geschrieben, der sämtliche Überraschungen bereit hält. Ich war schon lange nicht mehr so traurig und ergriffen. Die Vergangenheit hat es in sich. Die Gegenwart ist hier die Schwäche des Romans. Die Figuren bleiben hier blass und das hat mich gestört. An einigen kleinen Stellen ist die Handlung wie stehen geblieben. Es ging nicht vor und nicht zurück. Im Vorwort erfährt man, was den Autor bewogen hat, ein Buch zu schreiben. Das hat bei mir dazu geführt, mich immer wieder zu fragen wie viele reale Situationen darin verarbeitet wurden. Die Sprache und die Beschreibungen machten es leicht, gedanklich nach Schweden zu reisen. Insgesamt ein lesenswerter, harter und aufwühlender Roman.