Familie als Last und Erdung

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yaltur Avatar

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In einer klaren Sprache und einem feinsinnigen Aufbau erzählt Axel Schulman eine Familiengeschichte auf zwei zeitlichen Ebenen - eine davon entwickelt sich in umgekehrter Reihenfolge. Die Dramatik der Geschichte offenbart sich erst nach und nach und wird erst in den letzten Kapiteln wirklich deutlich, von Beginn des Buches an setzt aber ein diffuses Unbehagen bei den Schilderungen aus der Familie ein, das einen zurecht bis zum Ende nicht mehr verlässt.

Dabei begleitet man die Familie des Protagonisten Benjamin insbesondere an ihrem Ferienhaus in Schweden, in Episoden werden die Ereignisse aus den vergangenen Sommern erzählt. Die insgesamt drei Brüder halten einerseits zusammen, finden meist gemeinsam einen Weg, mit ihren Eltern umzugehen, andererseits sind sie aber doch zu verschieden, um Krisen als Team zu bewältigen - was sich dann auch in dem aktuellen Erzählstrang im Umgang miteinander zeigt.

Das Buch ist sehr berührend, spätestens am Ende, wenn sich die Episoden puzzleartig zusammenfügen, viele Begebenheiten des Buches einen neuen Sinn bekommen. Gleichzeitig ist dies auch ein kleiner Kritikpunkt: nach dem Ende müsste man das Buch eigentlich nochmal lesen, um sich die Abfolge der Ereignisse nochmal zu vergegenwärtigen, während des Buches besteht hierzu kaum eine Chance. Und nochmal durchgeblättert stellt man fest, dass es viele Erklärungen für das Verhalten aller Beteiligten nach den dramatischen Ereignissen gibt, aber nur wenige dafür, warum schon vor diesen Ereignissen das Unbehagen in die Familie eingezogen war. Dennoch ein sehr empfehlenswertes Buch!