Familientragik...

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„Die Überlebenden“ von Alex Schulmann ist eine fiktive Geschichte, aber autobiographisch inspiriert. Ich habe mich beim Lesen oft gefragt, wieviel dieser Geschichte ist persönlich Erlebtes. Ein beklemmender Gedanke.
Die Geschichte wird in zwei Zeitschienen erzählt und gewährt dem Leser Einblicke in das Leben der drei Brüder und ihrer Eltern, teils in der Gegenwart, teils in der Vergangenheit, ausgehend vom selben Ort – am Sommerhaus der Familie am Ufer eines schwedischen Sees.

In der Vergangenheit sind die drei Brüder 7, 9 und 13 Jahre alt und schon damals zeigt sich, wie ambivalent das Verhältnis der einzelnen Familienmitglieder zueinander ist. Die Knaben buhlen um die Aufmerksamkeit der Eltern, die jedoch meistens mit sich selber und dem Trinken beschäftigt sind. Kurze Lichtblicke können nicht über das schwierige Verhältnis in der Familie hinwegtäuschen. Auch unter den Brüdern selber, ist das Verhältnis schwierig und schwankt zwischen Liebe, Abneigung und Wettkämpfen untereinander.

Die Gegenwart, die in umgekehrter Reihenfolge erzählt wird, ist oft beklemmend und zeugt von einer noch grösseren Distanziertheit der Brüder. Als Leser erhält man nur einen beschränkten Eindruck in die Leben der Brüder. Auch als die Drei die Asche der verstorbenen Mutter zurück zum See bringen sollen, ist die Lage angespannt. Irgendwie konnte ich mit den einzelnen Figuren nicht wirklich warm werden. Sie blieben für mich zu distanziert, konnte keinen Zugang zu den Brüdern finden und ich als Leserin hatte das Gefühl, irgendwo an der Oberfläche zu «schwimmen» aber nicht in die Tiefe zu sehen.

Fazit:
Beeindruckt hat mich Alex Schuhmann’s Erzählstil, seine Sprache und wie er schildert, was Gleichgültigkeit und emotionale Kälte bei Menschen ausrichten und welche Auswirkungen eine Tragödie auf eine Familie haben kann. Ein sehr emotionales Buch und bestimmt keine leichtes Kost. Eine dramatische Familiengeschichte, die durch den ungewöhnlichen Erzählstil aus der Masse sticht. Mir hätte ein wenig mehr Struktur besser gefallen.