Nachdenklich

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lunkat Avatar

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Drei Brüder kehren in das Sommerhaus der Familie an einem See in Schweden zurück um die Asche ihrer kürzlich verstorbenen Mutter zu verstreuen. In der Kindheit hatten sie eine enge, aber von Konkurrenz und Konflikten beladene Verbundenheit, als Erwachsene haben sie sich auseinandergelebt und aus den Augen verloren. Der Roman wird kapitelweise in zwei Zeitebenen erzählt, die Gegenwart läuft rückwärts und beschränkt sich auf ungefähr einen Tag, die Vergangenheit verläuft chronologisch über mehrere Jahre Kindheit und Jugend, sodass die Erzählstränge sich zeitlich einander annähern. Im Laufe der Erzählung wird deutlich, dass die Familie sehr isoliert lebt und die enge Beziehung der drei ungleichen Brüder vor alle eine Überlebensstrategie in einem oft problematischen Elternhaus ist. Die Eltern sind zwar da, aber die Erziehung und elterliche Zuwendung scheint sehr sprunghaft zu sein, zeitweise kann man von Vernachlässigung sprechen. Vor allem der mittlere Sohn ist sehr darauf bedacht, entstehende Spannungen im Voraus zu erkennen und entsprechend zu reagieren. Besonders schwierig wird für ihn die Situation als der ältere Bruder sofort nach dem Abitur die Familie verlässt. Die Mutter leidet offensichtlich unter Depressionen, deren Ursache zunächst nicht klar wird. Das Ende der Erzählung gibt dem Ganzen die entscheidende Wendung und erklärt das zum Teil seltsame Verhalten der Mutter.

Der Schreibstil des Romans ist eher sachlich, als Leser identifiziert man sich mit dem mittleren Bruder und man kann nachvollziehen, dass er sich nur mit dieser nüchternen Herangehensweise den Spannungen und ungelösten Konflikten seiner Kindheit stellen kann.

Für Leser, die sich gerne mit familiären Abgründen beschäftigen, sehr empfehlenswert. Von mir gibt es 5 Sterne.